Schabowski

Günter Schabowski geb. 4.1.29 in Anklam bei Usedom. Journalist -1978-1985 Chefredakteur des Zentralorgans "Neues Deutschland", seit 1984 Mitglied des Politbüros
Niemand konnte sich die Konsequenzen vorstellen (das ist schon nicht mehr dumm
Bis auf den grünen Pfeil für Rechtsabbieger ist da nicht viel, was wir besser gemacht hätten als die Bundesrepublik
Scham werde ich immer empfiinden, wenn ich mit jemanden konfrontiert werde, der unter unserem Regime gelitten hat

 Schabowski bittet erneut um Verzeihung

Moralische Mitschuld bekräftigt / Anklagevorwurf des Totschlags zurückgewiesen
Der frühere Berliner SED- Bezirkschef und „Maueröffner" Günter Schabowski hat gestern im Politbüro-Prozeß seine moralische Mitschuld an den Toten an Mauer und Stacheldraht bekräftigt. „Ich bitte die Angehörigen der Opfer um Verzeihung", sagte er in einer persönlichen Erklärung am 106. Prozeßtag vor dem Berliner Landgericht zum Ende der Beweisaufnahme. Er mache sich heute den Vorwurf, „einer falschen Sache gedient zu haben",

Jeder Tote und Verletzte sei „zu einem Zeugen und Mahner für die Untauglichkeit unseres sozialen Rezeptes geworden".

Ein Staat, der seinen Bürgern die Freizügigkeit raube, habe „nichts Besseres verdient als die Verweigerung seiner Bürger und seinen Exitus", sagt er.

Der heute 68jährige hatte durch seine Pressekonferenz am 9. November 1989 die Öffnung der innerdeutschen Grenze ausgelöst. In dem Prozeß muß er sich wegen Totschlags an Flüchtlingen verantworten.

Mit ihm sitzen der letzte DDR Staats- und Parteichef Egon Krenz und SED-Wirtschaftsfachmann Günther Kleiber auf der Anklagebank.

Schabowski erklärte weiter, daß er trotz seiner politischen und moralischen Verantwortung «den Anklagevorwurf des Totschlags gegen ihn nicht als bestätigt ansehe. „Ich kann auch heute nicht erkennen und akzeptieren, als Politbüro-Mitglied mit dem Vorsatz gehandelt zu haben, Flüchtlinge müssen getötet werden." Das Gericht fragte er „Bin ich ein Totschläger?" und „Bin ich ein Schreibtischmörder?".

Während seiner fünf Jahre im Politbüro habe er von den Toten nur aus Westmedien erfahren, sagte Schabowski. Im Politbüro hätten die Opfer keine Rolle gespielt: „Es wurde nie über Tote an der Grenze gesprochen. Auch das können Sie mir vorwerfen." Einzelheiten des Grenzregimes habe er erst nach dem Mauerfall erfahren,
Er betonte, die SED sei eine Partei mit absolutistischer Tendenz gewesen. Der Sturz von
Staats- und Parteichef Erich Honecker sei nur durch eine Art Staatsstreich, eine „Palastrevolution aus der SED-Spitze" möglich gewesen. Vor der Absetzung Honeckers sei an eine Abschaffung des Grenzregimes
nicht zu denken gewesen, dpa