Im Jahr 2000 - Kinder vom Imperialismus missbraucht

Man möchte meinen die sich anmassende "Weltpolizei" - die verunreinigten Staaten von Amerika würden Ihre Machtgier wenigstens zu Gunsten Ihrer Schutzbedürftigsten, Ihren Kindern zum Wohle gereichen. Weit gefehlt, wenn es um die angeblich doch so vorhandene Moral geht, dann werden die Schwächsten in diesem Lande einer Hetzjagd ausgesetzt, die nur noch mit dem Mittelalter vergleichbar ist. Wie kann es angehen dass eine 10-jähriger von der Schule geworfen wird, weil er seiner Klassenkameradin einen Kuss gab, während der Präsident des kleinen Jungen, sich in widerlichster Weise von seiner ihm schutzbefohlenen Parktikantin befriedigen lässt.
Kleinkinder werden, weil sie dem Schwesterchen beim Pipi-machen behilflich waren,
in Hand- und Fußketten eingekerkert und in den dortigen Erwachsenen-Gefängnissen dann tatsächlich missbraucht. Nur weil die politische Linie nicht passt werden andere Kinder wiederum "staatlich entführt".

Diese inquisitorischen Züge kennt man nicht nur aus den USA, nein auch in diesem Deutschland ist es täglich festzustellen, wie Kinder aus Profitgier von Heimen und Psychologen, den Eltern genommen werden. (Massenprozess in Worms). Der geschätzte Leser, der seine Zweifel hat, möge nur diese kurzen Abrisse einsehen, um festzustellen, was die Wahrheit ist. Sie glauben das nicht - dann sehen Sie selbst wie mit einem Kinde aus dem Sozialismus verfahren wird!!!!!!

Der zu Tode geängstigte Elian bei der "Kindesabholung" - hier sind keine Menschen mehr am Werk!

Neunjährige in Handschellen abgeführt

New Port Richey/ USA (AP) - In Florida haben Polizisten ein neunjähriges Mädchen in Handschellen abgeführt und zum Verhör mitgenommen. Dem Kind wurde vorgeworfen, das Kaninchen des Nachbarn und zehn Dollar Bargeld gestohlen zu haben. Das weinende Kind wurde über seine Rechte belehrt! Im Verhör gestand es das Kaninchen zum Spielen mitgenommen zu haben. Den Diebstahl des Geldes aber bestritt es, hieß es. Ein Sprecher des Sheriffs verteidigte das Vorgehen: Wenn ein Verbrechensopfer eine Festnahme wünsche, müssten die Beamten handeln, sofern genügend Beweise vorlegen.

Zu seiner Familie kehrte am Freitag der elfjährige Raoul zurück. Er war in den USA wegen Inzests und Nötigung angeklagt.

ZÜRICH (ag.). Für den elfjährigen Raoul ging am Freitag ein zweieinhalb Monate langer Alptraum zu Ende. Müde, aber glücklich fiel der Bub, der in den USA wegen Inzests und sexueller Nötigung angeklagt war, seinen Eltern auf dem Flughafen Zürich-Kloten in die Arme. Die fünfjährige Sophia, die Raoul angeblich sexuell belästigt hat, gab ihrem Halbbruder zum Empfang einen riesigen Plüschteddy.
Die Eltern hatte das Kind seit ihrer überstürzten Flucht aus den USA Mitte September nicht mehr gesehen. Wie berichtet, war der Bub, ein Schweiz-Amerikaner, am Mittwoch ohne Auflagen auf freien Fuß gesetzt worden. Das Gericht in Golden im US-Bundesstaat Colorado hatte das Verfahren wegen Formfehlern eingestellt.
"Wir sind überglücklich", sagte Raouls Stiefvater Andreas Wüthrich. Die Familie wolle jetzt Ruhe haben. Raoul hatte zuvor Dutzenden Journalisten zugewunken. Die Familie will sich mit Raoul und seinen drei Schwestern in Churwalden im Kanton Graubünden niederlassen. Eine Rückkehr in die USA komme nicht in Frage. Sie hätten kein Vertrauen mehr in die
US-Behörden. Andreas Wüthrich ist Schweizer. Seine Frau Beverly ist Schweizer Abstammung. Raoul soll nun von Schweizer Psychologen untersucht werden. Auf Druck der US-Sozialbehörden war der Bub in den USA wegen Hyperaktivität und Verhaltensstörungen behandelt worden. Die Eltern glauben nicht, daß der Bub auffällig ist.

Finanzielle Probleme

Durch die hohen Verteidigungsausgaben und den Umzug geriet die Familie in finanzielle Schwierigkeiten. Andreas Wüthrich war in die USA ausgewandert und hatte in Colorado ein Geschäft als Elektriker aufgebaut. Eine Schweizer Zeitung hat vor kurzem eine Stiftung gegründet, um zu helfen.
Der Umgang der US-Justiz mit Raoul hat in Europa Empörung ausgelöst. Er war aufgrund der Aussage einer
Nachbarin Ende August zu nächtlicher Stunde in seinem Haus in Evergreen bei Denver verhaftet und später in Hand- und Fußfesseln dem Richter vorgeführt worden. Gleichzeitig stießen die Eltern auf Unverständnis, da sie ihren Sohn allein in den USA zurückließen. Diese rechtfertigten ihre Flucht in die Schweiz mit der Angst, angesichts repressiver Gesetze bei einem Verbleib in den USA das Sorgerecht für ihre anderen Kinder zu verlieren.
(c) Die Presse, Wien
Fall Elian: Kuba will amerikanisches Gericht entscheiden lassen
Der Streit ums Sorgerecht für den kubanischen Flüchtlingsjungen Elian in Miami geht in die letzte Runde:
Die US-Einwanderungsbehörde erhöht den Druck auf den amerikanischen Großonkel des Jungen. Und Elians Vater kommt mit Verwandten, Lehrern und Spielkameraden in die USA, um seinen Sohn daran zu erinnern, wo er hingehört.

Havanna - Der kubanische Präsident Fidel Castro erklärte am Mittwoch in einer Fernsehansprache, dass der Vater von Elian, Juan Miguel Gonzalez, mit einer großen Entourage nach Washington reisen wird, um den Sorgerechtsprozess und seinen Sohn zu verfolgen. Es ist das erste Mal, dass die kubanische Seite sich bereit erklärt hat, an dem amerikanischen Gerichtsverfahren mitzuwirken. Bisher hatte Gonzalez gesagt, er käme nur, wenn er seinen Sohn gleich mitnehmen könnte. Castro stellte aber zur Bedingung, dass die US-Regierung "die größten Anstrengungen" unternehme, damit der Sechsjährige schließlich dem Vater übergeben werden könne.

Am selben Tag sprachen Vertreter der US-Einwanderungsbehörde fünf Stunden mit Elians Großonkel Lazaro Gonzalez, der in Miami das Sorgerecht beantragt hat.
Die Behörde verlangt von ihm die schriftliche Zusicherung, den Jungen auszuhändigen, falls er das Gerichtsverfahren verliert. Sollte er nicht zustimmen, wird das Bleiberecht des Jungen am Freitag aufgehoben.
Elians Vater soll von allen vier Großeltern, anderen Verwandten, ehemaligen Schulkameraden und Lehrern aus Elians erster Klasse sowie Psychologen begleitet werden. "Die Pässe sind fertig", sagte Castro. "Und natürlich auch das Flugzeug." Sie sollen in der kubanischen Interessenvertretung in Washington wohnen und Elian bei der "Eingewöhnung" helfen. Unklar allerdings war, wie und wann Elian dorthin gebracht würde.
Das Schicksal des Jungen belastet seit Monaten das Verhältnis zwischen den USA und Kuba. Elians Mutter und zehn weitere Personen waren im November bei der Flucht von Kuba in die USA ertrunken, der Junge überlebte. Trotz heftiger Proteste der Regierung in Havanna nahm der Großonkel den Jungen in Florida auf und beantragte das Sorgerecht.
(C) SPIEGEL ONLINE - 30. März 2000, 14:09
»Operation Peter Pan«
Propagandaschlacht gegen Kuba auf Kosten Tausender Kinder

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Ab Juli 1960 verbreitete der CIA-Propagandasender Radio Swan mehrmals am Tage folgende Meldung: »Kubanische Mutter, laß dir dein Kind nicht rauben. Die revolutionäre Regierung wird es dir wegnehmen, wenn es fünf Jahre alt ist und erst mit 18 zurückgeben. Dann wird es sich in ein materialistisches
Monstrum verwandelt haben.« Kollaterale Kommentatoren, die sich auf fiktive Regierungsdokumente beriefen, erfanden bevorstehende Massenumsiedlungsaktionen kubanischer Kinder in die Sowjetunion, die Zwangsrekrutierung von Kindern für die Streitkräfte und so weiter und so fort. Alles derart
haarsträubend und dick aufgetragen, daß die beabsichtigte landesweite Panik zwar nicht ausbrach, aber immerhin verschickten mit offizieller Hilfe eines »Büros für katholischen Beistand« in Havanna und eines gleicher Bezeichnung in Miami kubanische Eltern nach und nach 14 000 Kinder nach Florida in
der Hoffnung, daß »das hier sowieso bald zusammenbricht und alles wird wie vorher« oder daß sie bald hinterherfliegen könnten. Für die meisten Eltern gab es dann aber keine Visa. Die Operation Peter Pan dauerte bis zum Oktober 1962. Die Raketenkrise stoppte da für lange Zeit auch den Flugverkehr
zwischen Kuba und den USA. Viele der Kinder, die ihre Eltern nie wiedersahen, wurden in Auffanglagern und Waisenhäusern verheizt oder gegen einen Regierungsobolus zur Adoption freigegeben. Weg aus Kuba, weg von den Eltern, weg von den Spielgefährten und Schulkameraden. Hin- und hergeschoben.

Sie hatten ihre Schuldigkeit als antikubanisches Propagandamaterial getan. Da haben sich Tragödien abgespielt! Das kubanische Fernsehen strahlte dieser Tage einen Dokumentarfilm aus: Interviews mit Peter-Pan-Opfern, 45- bis 55jährige, fast alle von den Erinnerungen zu Tränen erschüttert, einige nach
wie vor identitätslos mit nur mühsam gebändigter Verachtung gegenüber ihren Eltern. Und den überlebenden Tätern, uralt, reuelos, seelenruhig. »Aber«, sagte eines der Opfer, Andrés Gómez (53): »Sie haben mir Kuba nicht aus dem Herz reißen können. Ich habe von der anderen Seite her begriffen, daß das
mein Zuhause ist.« Er habe Glück gehabt, sagte er, andere seien für immer zerbrochen.

Marcos Bermejo, Havanna
Die Anti-Castro-Mafia in den USA und der Fall Elián Gonzalez. Von Marcos Bermejo, Havanna

Elián sei »emotional am Ende«, ist nicht nur der »New York Post« aufgefallen. »Sein Lächeln, das von einem Ohr zum anderen reichte, istBeklemmung gewichen.« Ist es ein Wunder? »Das arme Kerlchen ist im Moment womöglich das am meisten ausgebeutete Kind (der USA).
Die kubanisch- amerikanische Gemeinschaft und die konservativen Politiker haben Elián auf dem Altar ihres blinden Hasses gegen Kuba und Fidel Castro geopfert«. Zitat aus dem »St. Louis Post- Dispatch«. Eine Aktiengesellschaft »Elián Gonzalez« haben die Ausbeuter inzwischen aufgezogen - die korrupten Großonkels, die beiden gerade aus dem Knast entlassenen Großcousins, fünf Rechtsanwälte, zwei Pressesprecher, drei Chauffeure, eine Handvoll privater Bullen und der ganze Clan der Anti- Castro-Industrie in Miami und Washington. Und je nach Bedarf 200 bis 300 Claqueure und Krawallmacher.
Tagtäglich wird das Haus des Hauptgroßonkels Lázaro von Pressefotografen und Kameramännern belagert. Dort wird Elián seit einer Woche versteckt. Wenn er zur Schule muß, zerrt ihn der Großonkel rasch ins neue Auto, sonst bleibt er drin, wo er kaum noch treten kann vor Spielzeug und Tinnef . Seit vergangenem Freitag durfte er nur noch Videos angucken, denn seine beiden Omas aus Kuba sind in den Staaten, um ihn zu sehen, bestenfalls wieder mit nach Hause zu nehmen. Das sollte er nicht wissen, sondern Gefangener bleiben, allerdings ein ganz und gar ungewöhnlicher: Obgleich die US- amerikanischen Einwanderungsbehörden und Justizministerin Reno verfassungsgemäß und gesetzlich korrekt entschieden haben, daß Elián nach Kuba zu seinem leiblichen Vater zurückkehren soll, wird nichts getan, um die Entscheidung durchzusetzen. Immerhin konnten am Mittwoch die Großmütter ihren Enkel Elián dann doch noch treffen - gegen den Willen der Miami-Verwandten freilich, und auch nur für zwei Stunden.
Zum ersten Mal in der Geschichte der USA sagt eine Gruppe von Leuten öffentlich: Wir werden uns nicht an die Festlegung der Einwanderungsbehörde halten. Punkt und aus. Zum ersten Male auch wird ein Sechsjähriger vor den Kongreß zitiert, um auszusagen, ob er bleiben will oder nicht. Und ebenfalls zum ersten Mal soll ihm per Sondergesetz die US-amerikanische Staatsbürgerschaft verliehen und die kubanische aberkannt werden. Was für ein Rechtsstaat!
»Soviel Furcht vor Fidel Castro, soviel Wut, weil er allgegenwärtig ist! Darum wird von der politischen Klasse der USA ein Kind entführt und als Geisel gehalten gegen den (kubanischen) Präsidenten, gegen den Vater des Minderjährigen, gegen das kubanische Volk. Und das alles, wie sie hier sagen, im Interesse des Kindes. Daß ein Sechsjähriger zum Mittelpunkt einer nationalen Debatte wurde, ist nur mit einer Tatsache zu erklären: Das Kind ist Kubaner. Die Politiker zeigen ihren Mut gegenüber Fidel Castro, indem sie ein Kind von seinem Vater trennen. Sie beweisen ihre moralischen Fähigkeiten, indem sie entschieden haben, daß die politische Ausbeutung eines Kindes es wert ist, Ehren als Großmeister bei der Verteidigung der Freiheit und im Kampf gegen den Totalitarismus einzuheimsen. Aber wie der berühmte Kolumnist Dwyer von der Daily News schrieb, wenn wir besorgt sind über die kranken Auswirkungen des Totalitarismus, warum sorgen wir uns da nicht zuerst um ein Land, das es erlaubt, daß wildgewordene Horden ein Kind von sechs Jahren gefangenhalten?« Zitat aus einem Bericht des USA-Korrespondenten der mexikanischen »La Jornada«. Und William Raspberry höhnte in der »New York Times«: »Klar, Sie selbstverständlich, weil Sie ein dezenter Bürger sind, würden das als politischen Fußball herausstaffierte Kind nach Hause zu seinem Vater schicken, so schnell, als ob es ein haitianisches Kind wäre. Aber nehmen Sie doch mal an, Sie wären ein Präsidentschaftskandidat oder hätten zumindest die Absicht, eine gute Rolle bei den Vorwahlen zu spielen. Würden Sie da die kubanische Gemeinschaft, die zahlreichste, am besten organisierte und mit lautester Stimme sprechende Exilantengemeinschaft in Florida belästigen, und sich nur deswegen um die Chance bringen, diesen Bundesstaat zu gewinnen, weil sie möchte, daß Amerika das Richtige tut?«
Und da sind wir beim Phänomen angelangt, das immer wieder viele Deutungen zuläßt: Die Macht, der Mythos des kubanischen Exils in Florida.
Vor 1959 lebten 80 000 Kubaner bzw. Kubano-Amerikaner in den USA, vorwiegend im Süden Floridas. Viel weniger in New Jersey, New York und Kalifornien. Nach dem Sieg der kubanischen Revolution bis etwa 1962 setzte ein legaler 250000-Menschen Schub von Kuba zur anderen Seite der Florida- Straße über: Funktionäre der Batista-Diktatur, deren zivile und uniformierte Handlanger mit Koffern voller Dollar, der Geldadel aus Industrie, Landwirtschaft, Hotel, Glücksspiel und Handel mit Liegenschaften. Die Opfer allzu radikaler Nationalisierungen, Veteranen des Antikommunismus und anti- castristische Newcomer. Die meisten kamen zwar, wie sie trompeteten, um Ruckzuck wieder zurückzukehren. Aber vorsichtshalber hatten sie doch lieber all ihre beweglichen Wertsachen mitgenommen, sofern sie nicht schon längst im Ausland deponiert waren. Es war eine weiße, reiche, geltungssüchtige und gewaltbereite Emigration, die keine Schwierigkeiten hatte, zügig ihre eigenen mafiosen Infrastrukturen zu errichten und alle anderen (unbemittelten) Emigranten an die Wand zu drücken, zumal ihr von Washington, der CIA und der traditionellen Mafia eine zentrale Rolle bei der Rückeroberung Kubas zugetraut wurde.
Das machte sich bezahlt. Die generös subventionierte Anti-Castro- Industrie entstand. Von 1965 bis 1976 gingen 1,3 Milliarden Dollar und 62 Prozent aller Existenzgründungen aufs Konto von Kubanern. Die CIA beschäftigte allein in Florida 12 000 (!) Leute von der Insel, unter ihnen ausnahmslos alle großen und kleinen Führer des extremistischen Exils. Nach und nach bemächtigte sie sich 90 Prozent der Medien, besetzte Schlüsselstellungen im kommunalen Bereich vom Bürgermeister bis zum Richter, im Kommunikations- und Baugewerbe, baute sie in Washington ihre Kongreßlobby auf, förderte Terrororganisationen und radikale Emigrantenvereine, entwickelte ein für Andersdenkende kreuzgefährliches Mobbingpotenial sowie die hohe Kunst, Schutzgelder einzutreiben für den Kampf um die Befreiung Kubas, aber auch, um
über meist fette Spenden die Wahlkampagnen von Anhängern bzw. potentiellen Günstlingen zu schmieren. Der Senator Dan Burton (Ko-Autor der Helms-Burton- Blockadegesetze) aus Indiana beglich z. B. die Kosten für seine letzte Wahl zu 93 Prozent aus floridanischen Liebesgaben. Die kubanischen Wähler sind da nur zweitrangig. Im Laufe der Jahre ist ihre Kolonie auf 800 000 angewachsen, von denen sich die Mehrheit in einem (Dade) der 67 Kreise konzentriert. Doch ihr Stimmenanteil, vorausgesetzt, alle gehen zur Wahl, liegt gerade mal bei fünf Prozent.
Lateinamerikanische Emigranten erhalten in den USA immer dann Nachrichtenwert, wenn sie entweder erstens für das Land unerwünscht sind und man sich ihrer notfalls mit Gewalt entledigt; oder wenn die Emigranten zweitens als geeigneter Propagandarohstoff gegen ihr Herkunftsland verwendet werden können. Das ist so im Falle Kuba. Über andere, obgleich Massen, spricht beziehungsweise schreibt man nicht. Da die USA ihr Verhältnis zu Kuba nicht erst seit dem Sieg der Revolution stets als eine innenpolitische Angelegenheit behandelt haben, war die kubanische Emigration zusätzlich privilegiert. Das ging nach 1959 soweit, daß die US-Regierungen allmählich wesentliche Linien ihrer Kuba-Politik an die auf Sand gebaute Anti-Castro-Industrie abtraten und folglich von einem Reinfall zum anderen hangelten.
Denn die Macher in Miami leben von Schimären, Gerüchten, Zusammenbruchprognosen, Selbstbetrug. Sie sind besessen. Das ist ihre Geschäftsgrundlage. Kuba Schaden zuzufügen, ihre Macht auszuspielen, um jeden Preis, selbst wenn dabei ein sechsjähriges Kind vor die Hunde zu gehen droht.
USA: Elian in den Armen seiner Großmütter (27.Januar 2000)

Treffen an neutralem Ort in Miami Beach - 200 Demonstranten
empfangen die Großmütter - Familienstreit geht weiter
MIAMI (AP). In dem politischen Familiendrama um den kubanischen Flüchtlingsjungen Elian haben die Großmütter nach langem Hin und Her ihren Enkel in die Arme schließen dürfen. Die beiden Frauen trafen den Sechsjährigen am Mittwochabend an einem neutralen Ort in Miami Beach. Zuvor hatte ihnen die US-Einwanderungsbehörde ein Besuchsrecht zuerkannt.
"Sie umarmten und küssten ihn die ganze Zeit", berichtete die Nonne Leanore Esnard, die den Jungen zu seinen Großmüttern führte. Die beiden alten Damen seien begeistert und gerührt gewesen. Sie hatten ihrem Enkelsohn ein Fotoalbum mitgebracht, in dem sie gemeinsam blätterten und Bilder der Familie und kubanischer Freunde anschauten. Später spielten sie mit Stofftieren, sagte Schwester Peggy Albert, eine von drei Nonnen, die den Besuch begleiteten.

Mariela Quintana und Raquel Rodriguez sahen ihren Enkelsohn seit seiner Rettung am 25. November vor der Küste Floridas zum ersten Mal. Die Mutter des Jungen war bei der Flucht ums Leben gekommen. Bei ihrer Ankunft vor dem Haus der Präsidentin der Barry-Universität, Jeanne O'Laughlin, das als neutraler Treffpunkt von der Einwanderungsbehörde festgelegt worden war, wurden die beiden Frauen von etwa 200 Demonstranten empfangen. Einige legten Blumen auf das Auto der Kubanerinnen, andere schwenkten Fahnen und riefen Sprechchöre. Einige buhten, als die beiden Frauen zu dem Haus gingen.
Elian sei zunächst zurückhaltend gewesen, sagte Albert. "Aber nach kurzer Zeit war er doch sehr lebhaft." Die Großmütter waren begeistert und gerührt. "Sie nahmen ihn auf den Arm. Sie umarmten ihn. Er fühlte sich wohl, obwohl er nicht viel sagte", berichtete Esnard. Nachdem der Junge wieder zur Familie seines Großonkels gegangen sei, seien die beiden Frauen in Tränen ausgebrochen, sagte die Präsidentin Jeanne O'Laughlin.

Großmütter wollen in Washington für Rückkehr Elians werben

Der sechsjährige Junge steht im Mittelpunkt eines internationalen Streites und eines Machtkampfes zwischen seinen Verwandten. Die US-Einwanderungsbehörde hatte seine Rückkehr zum Vater nach Kuba angeordnet, doch der in Florida lebende Großonkel hat vor einem Bundesgericht dagegen geklagt und will das Sorgerecht für den Jungen erlangen. Er hatte zunächst auch darauf bestanden, dass ein Besuch nur in
seinem Haus stattfinden könnte, was die alten Damen ablehnten. Die Einwanderungsbehörde hatte den Großonkel dann angewiesen, ein Treffen an einem neutralen Ort zu ermöglichen.
Nachdem sie ihren Enkel am Mittwochabend getroffen hatten, flogen die Großmütter nach Washington weiter. Dort wollten sie am Donnerstag Kongressabgeordnete nochmals um Unterstützung für die Rückkehr des Jungen nach Kuba bitten und verhindern, dass Elian die US-amerikanische Staatsbürgerschaft verliehen wird. Die Sprecherin des US-Kirchenrates, Carol Fouke äußerte Verständnis für die Absicht der beiden Frauen, bei den Abgeordneten für eine Rückkehr des Jungen zu werben. Dabei wollten sie auch den New Yorker Demokraten Charles Rangel treffen. Der US-Kirchenrat hat die Reise der beiden Frauen finanziell unterstützt. Währenddessen will auch Elians Kusine Marisleysis Gonzalez in die US-amerikanische Hauptstadt reisen, um mit anderen Familienmitgliedern die Einbürgerung des Jungen zu unterstützen,
sagte der Sprecher der Familie in Florida, Armando Gutierrez.
Amerikas Öffentlichkeit würde Elián nach Hause schicken

US-Einwanderungsbehörde erzwingt ein Treffen des Sechsjährigen mit seinen Großmüttern

Von Irmintraud Jost

New York - Die Fernsehzuschauer in den USA können noch immer beinahe jeden Schritt des sechsjährigen Kubaners Elián González live beobachten. Sogar der Flug der beiden Großmütter zum Treffen mit ihrem Neffen war den Nachrichtensendern eine Live-Schaltung wert. Auch zwei Monate nachdem der Junge vor der Küste Floridas aus dem Meer gerettet wurde, bestimmt das Schicksal Eliáns die Schlagzeilen. Aber die Stimmung unter den Amerikanern ist inzwischen umgeschlagen. Die Mehrheit teilt die Auffassung der Einwanderungsbehörde, dass Elián zu seinem Vater nach Kuba zurückkehren sollte.
Nachdem Elián zunächst wie ein Held gefeiert wurde, der unter großen Opfern dem kommunistischen Terror auf Kuba entronnen war, ist mittlerweile den meisten Amerikanern bewusst geworden, dass Elián politisch missbraucht und ein Vater um sein rechtmäßiges Sorgerecht betrogen wird.
Seit seiner Ankunft in den USA war Elián täglich live auf dem Bildschirm: beim Besuch in
Disneyland, beim Spiel mit seinem neuen Hundebaby und immer wieder an der Hand seines Großonkels, den er bis zu seiner Ankunft in Florida nicht gekannt hatte. Die Bilder
setzte die Familie in Miami geschickt im PR-Kampf gegen die armen Verwandten in Kuba ein. "Dort bekommen Kinder nicht einmal Milch", erklärte eine Cousine zweiten Grades vor den Fernsehkameras.

Die US-Medien - nicht unbedingt Kuba-freundlich eingestellt - sahen sich schließlich genötigt, auch die andere Seite zu Wort kommen zu lassen. Recherchen der Tageszeitung
"USA Today" ergaben, dass Elián sehr wohl in Kuba Milch und Hamburger und sogar das beliebte Spielzeug Power Rangers erhalten könnte. Seine Eltern arbeiten beide in der
Touristikbranche und erhalten einen Teil ihres Lohns in US-Dollar.
Die amerikanischen Journalisten kamen zu der Überzeugung, dass Elián ein sehr enges Verhältnis zu seinem Vater habe. Elián lebte in Kuba sowohl bei seiner Mutter und seiner
Großmutter als auch im Haus seines Vaters. Nachdem die Mutter vor einigen Monaten zu ihrem Freund gezogen war, wohnte der Junge überwiegend bei seinem Vater.
Selbst die konservative Zeitung "New York Post" titelte: "Lasst Elián nach Hause gehen". Bei einer Umfrage des Online-Dienstes AOL, an der sich mehr als 25 000 Nutzer beteiligten, sagten 72,7 Prozent, Elián gehöre zu seinem Vater nach Kuba. 72,5 Prozent lehnen die Initiative im Kongress ab, Elián die amerikanische Staatsbürgerschaft zu übertragen.
Aber die mächtige Lobby der US-Kubaner in Miami - die auch seit Jahren erfolgreich das Embargo gegen ihr Heimatland verteidigt - gibt nicht auf. Sie hatte sich bereits blutige
Straßenschlachten mit der Polizei geliefert, nachdem die Einwanderungsbehörde das Sorgerecht des Vaters untermauert hatte. Die beiden Kongressabgeordneten aus Florida
Connie Mack und Bill McCollum haben in Washington Gesetzesvorlagen eingereicht, um
Elián González die amerikanische Staatsbürgerschaft zu übertragen. Damit, so kritisiert die "New York Times", "ahmen sie das totalitäre Ideal nach, das sie richtigerweise verabscheuen".
Bill Clinton hat angedeutet, dass er gegebenenfalls sein Veto einlegen werde. Aber auch
ohne den Vorstoß im Kongress ist Eliáns Odyssee noch nicht beendet. Die Verwandten in Miami haben gegen die Entscheidung der Einwanderungsbehörde, den Jungen zu seinem Vater zurückzuschicken, Klage eingereicht. Ein Bundesrichter in Miami muss jetzt über den Fall entscheiden.
So lange bleibt Elián in der Obhut seines Großonkels in Miami, der zunächst auch das Treffen des Jungen mit seinen Großmüttern verhindern wollte. Raquel Rodríguez und Mariela Quintana verliehen der so oft verdammten kubanischen Bedrohung plötzlich ein menschliches Gesicht. Sie hatten in Washington an mehrere Abgeordnete appelliert, Elián
nach Kuba zurückzulassen.
Am Mittwoch konnten sie endlich für eineinhalb Stunden ihren Enkel sehen. Die Einwanderungsbehörde hatte den Verwandten in Miami auferlegt, den Jungen an einen
neutralen Ort in Miami Beach zu bringen. Bei dem Gespräch habe sich er Junge zunächst
sehr zurückghalten, so die Großmütter nach dem Treffen. Als sie ihm jedoch Fotos gezeigt hätten, sei er sehr lebendig geworden.
Auch nach diesem Treffen bleibt das Schicksal des Sechsjährigen offen. Noch steht nicht
fest, wann das Bundesgericht in Miami den Fall hören wird. "Für Kuba ist Elián zu einer
kommunistischen Legende geworden", zitiert "USA Today" Eliáns Vater. "Aber für mich ist er mein sechs Jahre alter Sohn, und ich will und brauche ihn zurück. Das geht jetzt schon zu
lange."
Flüchtlingskind ist Spielball der US-Wahlkämpfer

Mit Elian auf Stimmenfang

Washington - Der Kampf um die amerikanische Präsidentschaftskandidatur geht in die heiße Phase.
Heute haben erstmals die Wähler das Wort: Auf Hunderten von Versammlungen küren im Mittelwest-Staat Iowa Republikaner und Demokraten ihre Präsidentschaftskandidaten. Klarer Favorit bei den Republikanern: Der texanische Gouverneur George W. Bush. Bei den Demokraten: Clintons Vizepräsident Al
Gore.
Mittendrin in den Mühlen des Wahlkampfes: Der kleine Kuba-Flüchtling Elian Gonzalez (6). Sein Fall macht in ganz Amerika Schlagzeilen. Werden seine aus Kuba angereisten Omas, die sich inzwischen vor Ort in das Tauziehen um Elian eingeschaltet haben, es schaffen, ihn aus den USA loszueisen?
Die politischen Fronten sind kurvenreich. Nach den Buchstaben des Gesetzes müsste Elian, der nach dem Schiffbruch einer kubanischen Flüchtlingsgruppe, bei dem seine Mutter und sein Stiefvater ertranken, in Florida buchstäblich an Land gezogen wurde, nach Kuba zu seinem leiblichen Vater abgeschoben werden. Und die Clinton-Regierung will das langsam einsetzende Tauwetter mit Kuba nicht durch so einen "Entführungsfall"
gefährden.
Aber sie möchte auch nicht, dass es sich der Präsidentschaftsbewerber Al Gore mit den Exilkubanern nachhaltig verdirbt. Denn die üben im Bundesstaat Florida großen politischen Einfluss aus - immerhin leben mehr als 1,25 Millionen Bürger kubanischer Abstammung im Großraum Miami.
Andererseits: Dass es hier um eine Machtprobe zwischen der Freiheit Amerikas und dem kommunistischen System Kubas gehe - dem Argument folgt nach Umfragen selbst eine knappe Mehrheit der Exilkubaner nicht mehr. Auch 56 Prozent der US-Bürger befürworten, Elian zu seinem Vater nach Kuba zu schicken. Außerdem war erstmals eine
Mehrheit von 53 Prozent dafür, 40 Jahre nach der Machtübernahme Castros die Beziehungen zu Kuba zu normalisieren.
Die Frage, was für das Kind selbst am Besten wäre, stellt dabei schon keiner mehr. Außer vielleicht den Bundesrichtern, die sich jetzt mit dem Fall beschäftigen müssen: Elians Onkel, der den Jungen bei sich aufnahm, will das Sorgerecht erkämpfen. Gewinnt er, würde der Junge automatisch amerikanischer Staatsbürger.
Fidel Castro kämpfte einst verbissen um seinen eigenen Sohn

Warum sich Kubas Staatschef heute so vehement für die Rückkehr des Flüchtlingskinds Elián einsetzt

Von Anita Snow

AP Havanna - Der leidenschaftliche Einsatz des kubanischen Staatschefs Fidel Castro für die Rückkehr des derzeit in den USA lebenden Flüchtlingsjungen Elián González hat möglicherweise auch ganz persönliche Gründe. Vor mehr als vier Jahrzehnten war Castro in einer ähnlichen Situation wie Eliáns Vater, als er um das Sorgerecht für seinen erstgeborenen Sohn kämpfte.
Damals wie heute beleuchtet die Auseinandersetzung um ein Kind die politischen und menschlichen Konflikte zwischen Exilkubanern und ihren in der Heimat lebenden Verwandten. Castro hatte kürzlich die «extremistische und terroristische Mafia von Südflorida» dafür verantwortlich gemacht, dass Elián noch immer in den USA ist. Die in Südflorida lebende kubanische Exilgemeinde verhindert nach Castros Worten Eliáns Rückkehr zu seiner «rechtmäßigen Familie und Heimat».
Als der junge Revolutionär Fidel Castro Mitte der 50-er Jahre wegen eines Anschlags auf eine Kaserne in Santiago inhaftiert war, so der Biograph Tad Szulc, reichte seine erste Frau Mirta D"az-Balart die Scheidung ein und siedelte mit dem fünfjährigen Fidelito, Klein-Fidel, in die USA über. Obwohl sie das Sorgerecht zugesprochen bekam, bestand Castro auf einer Rückkehr seines Sohnes nach Kuba. Castro, der Vater von insgesamt acht Kindern ist, schrieb damals an seine ältere Halbschwester Lidia: «Wer mir dieses Kind wegnehmen will, muss mich töten.»

Nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis ging Castro nach Mexiko, um sich auf einen Guerillakampf gegen die kubanische Regierung von Präsident Batista vorzubereiten. In dieser Zeit überredete er Mirta D"az-Balart, den Jungen auf einen zweiwöchigen Besuch nach Mexiko zu schicken. Der Junge kam, und Castro ließ ihn nicht mehr zurück, schreibt Robert E. Quirk in der Biographie «Fidel Castro». Wenig später wurde Fidelito bei einem Ausflug in Mexiko-Stadt von drei bewaffneten Männern entführt. Seine Mutter floh kurz darauf nach Mexiko, um ihr Kind wieder abzuholen. Doch nach Castros Revolution 1959 kehrte Fidelito nach Kuba zurück, um bei seinem Vater zu leben.
Der heute 50-jährige Castro-Sohn studierte Atomphysik in der Sowjetunion und lebt jetzt mit seiner eigenen Familie in Havanna. Seine Mutter soll in Spanien leben Ihr Neffe, Lincoln D"az-Balart, ein in Florida lebender Republikaner, setzte sich im aktuellen Streit um das Flüchtlingskind Elián für einen Verbleib des Jungen in den USA ein.
Elián hatte die Flucht in die USA überlebt, während seine Mutter und der Stiefvater ertranken. Der Junge wohnt nun beim Großonkel in Miami. Der leibliche Vater fordert die Rückkehr Eliáns nach Kuba.
© Berliner Morgenpost 2000
Gekentert, gerettet, im goldenen Käfig gefangen
- Warten auf Entscheidung der Gerichte

Von unserem Korrespondenten Robert von Rimscha

WASHINGTON. Janet Reno beugt sich nach vorn: "Wissen Sie denn noch, wie das war, als Sie sechs Jahre alt waren?", fragt die amerikanische Justizministerin. "Einen Tag wollte ich von zu Hause weglaufen, einen Tag konnte ich gar nicht eng genug an meiner Mama hängen. Sollte nicht auch dieser Junge das Recht haben, ein normales Leben mit der üblichen, enormen Spannbreite kindlicher Emotionen zu haben, anstatt von den Fernsehkameras der Welt vorgeführt zu werden?" Reno ist für legalistische Haarspaltereien bekannt, nicht aber für einen so überraschend menschlichen Appell. Sie sprach über das Schicksal des sechsjährigen kubanischen Flüchtlingsjungen Elian Gonzalez, der Ende November aus dem Atlantik gefischt wurde, in dem seine Mutter und sein Stiefvater ertranken.

Elian wurde zum Medienstar der Anti-Castro-Lobby und zum reich beschenkten Kind. Vom Vollstipendium für eine Privatschule bis zu Bergen von Spielsachen: Elian lebt materiell im Paradies. Aber er ist gefangen im goldenen Käfig. Vater Juan will den Jungen zurück in Kuba haben; der Großonkel in Miami, wo Elian derzeit wohnt, will ihn in den USA behalten.

Fidel Castro und Amerikas Exilkubaner haben den Jungen zum Symbol erhoben und sich auf Kompromisslosigkeit festgelegt. Das Problem: Eine Lösung, bei der die Verlierer-Seite ihr Gesicht wahrt, scheint unmöglich. Als ob der Streit nicht schon genügend Fronten hätte, werden täglich weitere aufgebaut. Jesse Helms, der altkonservative Senator aus North Carolina, will dem außenpolitischen Ausschuss, dem er vorsitzt, einen Gesetzentwurf präsentieren, der Elian Gonzalez "aus übergeordnetem nationalem Interesse" per Eilverfügung die US-Staatsbürgerschaft verleihen würde. Tut Helms, was er androht, wäre der Fall Gonzalez zum Spielball aller vier Gewalten geworden.

Die Justiz streitet sich, ob Landes- oder Bundesgerichte zuständig sind. Reno und die Einwanderungsbehörde wollen Elian seinem leiblichen Vater und damit dem Castro-Regime zurückgeben. Reno hat die ursprüngliche Frist verlängert, um dem Großonkel die Chance zu geben, die Entscheidung vor Bundesgerichten anzufechten. Zuvor war Elians zweiter Antrag auf politisches Asyl abgelehnt worden. Schließlich droht ihm bei einer Rückkehr nach Kuba keine Verfolgung, sondern fortgesetzte Heldenverehrung.

Der Krieg um Elians Zukunft fällt in eine Phase, da eigentlich Entspannung angesagt war. Jetzt tobt die See zwischen Festland und Insel wieder - Eiszeit statt Entspannung durch die Hintertür.

Gießener Anzeiger - Politik
17.01.00
«Bringt Elian zurück!»

Massenproteste in Kuba - US-Senatoren wollen den Jungen einbürgern

AP Havanna/Miami - Das Schicksal des kubanischen Flüchtlingsjungen Elian Gonzalez hält Amerikaner und Kubaner weiter im Bann. In Havanna haben am Wochenende Hunfür die Rückkehr des Jungen aus den USA demonstriert. Zu einer organisierten Versammlung erschienen am Samstag 150 000 Menschen. «Wie lange müssen wir noch warten», rief der Schauspieler Julio Casanova in die Menge.
Er bezeichnete die Verwandten des Jungen in Miami als «die Folterknechte seiner Unschuld». Etwa 100 000 Frauen zogen am Freitag mit kubanischen Flaggen zur US-Vertretung und riefen «Bringt unseren Jungen zurück!»

Elián war im November mit seiner Mutter und seinem Stiefvater in einem Boot von Kuba in die USA geflohen. Die Mutter und der Stiefvater ertranken; er selbst konnte gerettet werden. Seither lebt er bei seinen Verwandten in Florida, die ihn behalten wollen.
Am Samstag traf sich die Menge an der Stelle, an der der kubanische Präsident Fidel Castro vor fast vier Jahrzehnten den Sozialismus ausrief. Auch der internationale Folksänger Silvio Rodriguez beteiligte sich an der Kundgebung, die vom staatlichen Fernsehen live übertragen wurde.
Die ursprünglich von den US-Behörden gesetzte Frist für die Rückführung des Jungen war am Freitag abgelaufen. Justizministerin Janet Reno hatte sie jedoch auf unbestimmte Zeit verlängert, um den in Miami lebenden Angehörigen die Möglichkeit zu geben, sich vor einem Bundesgericht für ein Bleiberecht des Kindes einzusetzen.

Unterdessen berichtete die Washington Post, dass republikanische Politiker Elian einbürgern und so seine Rückkehr nach Kuba verhindern wollen. Der republikanische Senator des Bundesstaates Florida, Connie Mack, sagte, mit einer Einbürgerung Eliáns könnte das juristische Hickhack beendet werden. Damit wäre es auch möglich, die Interessen des Jungen wieder in den Vordergrund zu stellen. Bisher ist sehr selten von der Möglichkeit Gebrauch gemacht worden, Ausländer über den Kongress einzubürgern. So wurde unter anderem Mutter Teresa und dem früheren britischen Premierminister Winston Churchill wegen ihrer Verdienste die US-Staatsbürgerschaft zuerkannt. Gleichzeitig meldete allerdings der TV-Sender CNN, dass Einigung zwischen Kuba und den USA erzielt worden sei. Danach würden die beiden Großmütter des Jungen in die USA reisen und Elián abholen. Die Einwanderungsbehörde dementierte den Bericht.
Der Fall Elián erinnert Fidel Castro an seinen eigenen Sohn

Kubas Staatschef kämpfte selbst um das Sorgerecht für seinen Sprössling - Ist das der Hintergrund für die Staatsaffäre?

Von Hero Buss

San José - Wieder gingen am Wochenende in Kubas Hauptstadt Havanna 150 000 Menschen auf die Straße, um die Rückkehr des kleinen Elián in seine Heimat zu fordern. Ist ein altes Trauma Fidel Castros die Ursache dafür, dass der Präsident seit Wochen die
Kubaner für die Rückkehr des sechsjährigen Elián González demonstrieren lässt, dass der Streit um das Sorgerecht für einen kleinen Kubaner zu einer Staatsaffäre eskaliert ist? Vor 47 Jahren trug Castro selbst einen Streit um das Sorgerecht für seinen Sohn aus.

Castro war damals 28 Jahre alt und saß im Gefängnis. Die erste gewaltsame Aktion einer von ihm geführten Revolutionsbewegung, der Angriff auf eine Kaserne des Diktators Fulgencio Batista, war gescheitert und der junge Comandante zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. 1954, als er ein Jahr verbüßt hatte, bekam er Post von Mirta Diaz-Balart, mit der er seit sechs Jahren verheiratet war. Das Paar hatte einen Sohn, damals fünf Jahre alt. Sie werde sich scheiden lassen, schrieb Ehefrau Mirta, nach New York umziehen und ihren Sohn mitnehmen.

Castro tobte, wie jetzt die lateinamerikanische Wochenzeitung "Tiempos del Mundo" berichtet. Er vermutete einen "Komplott" seiner Schwiegereltern, einer der reichsten Familien Kubas. Er werde nur dann in eine Scheidung einwilligen, wenn der kleine Fidelito in Havanna bleibe. Um seinen Sohn werde er kämpfen, selbst zu dem Preis, "dass die Erde zerstört wird".
Die Richter entschieden zu Gunsten der Mutter. 1955 kam Castro durch einen Gnadenerlass Batistas frei und ging nach Mexiko, wo sich seine Truppe für den Kampf auf Kuba vorbereitete. Seiner Frau schrieb er, dass er möglicherweise dabei sterben werde. Er habe nur den einen Wunsch, vorher noch einmal seinen Sohn zu sehen, dann werde er ihn zurückschicken.

Aber Castro hielt nicht Wort und überließ den Jungen - damals sechs Jahre alt wie heute Elián González - einem mexikanischen Ehepaar. Seine Ex-Frau sei unfähig zu einer von ihrer "Oligarchenfamilie" unbeeinflussten Erziehung ohne "verabscheuungswürdige Ideen",
gegen die er kämpfe. In einem Brief schrieb er: "Diejenigen sollen sich um ihn kümmern, die die beste Erziehung garantieren."

Ähnlich argumentiert heute die Familie von Eliáns Großonkel in Miami. Wenn der Junge, dessen Mutter und Stiefvater beim Fluchtversuch ertranken, dem Vater auf Kuba übergeben werde, verlöre er eine "Erziehung in Freiheit". Man liefere ihn einem System aus, wo Schulkindern eingetrichtert werde, ihre Eltern anzuzeigen, wenn sie sich als Konterrevolutionäre verdächtig machten.
Castros Rechnung ging damals zunächst nicht auf. Familie Diaz-Balart engagierte drei Privatagenten, die Fidelito in Mexiko entführten und nach New York zur Mutter brachten. Nach dem Sieg der Revolution gab sie dem Drängen des Ex-Ehemanns, nunmehr Herr auf Kuba, nach.
Fidelito kam nach Havanna und wuchs mit den Halbgeschwistern aus Castros zweiter Ehe auf. Er studierte in der Sowjetunion Physik und wurde Chef des (gescheiterten) kubanischen Programms zur friedlichen Nutzung der Kernenergie.. Zu den prominentesten Persönlichkeiten in den USA, die sich heute für ein
Verbleiben von Elián González einsetzen, gehört der Kongressabgeordnete Lincoln Diaz-Balart. Er ist Neffe von Mirta Diaz-Balart, geschiedene Castro.
US-Präsident Bill Clinton hat indessen schärfere Sanktionen gegen Kuba im Rahmen des Helms-Burton-Gesetzes erneut blockiert.
Sie flüsterte: "Mein Junge, mein Junge" - Elian und der Tod seiner Mutter im Meer

Von ALEXA VON BREVERN

New York - Seit Wochen setzen Politiker in den USA und in Kuba das Flüchtlingskind Elian (6) als Spielball für ihre Interessen ein. Das Leid, das der kleine Junge ertragen musste, ist dabei beinahe in Vergessenheit geraten. Doch jetzt berichtete erstmals einer der drei Überlebenden, die mit ihm auf dem Flüchtlingsboot waren, wie der Kleine die letzten Stunden mit seiner Mutter erlebte und ansehen musste, wie sie immer schwächer wurde und schließlich starb.

Nur einige der 25 Flüchtlinge konnten sich wie Elian und seine Mutter Elizabet Rodriguez nachts auf den im Wasser schwimmenden und zusammengebundenen Schläuchen aus Autoreifen festklammern, nachdem ihr Boot gekentert war. Darunter auch der Kubaner Nivaldo Ferran. "Tagelang trieben wir Schiffbrüchigen so im Wasser",
schilderte er jetzt das Drama in der New Yorker "Daily News".
"Während wir anderen um unser eigenes Leben kämpften, wollte Elizabet nur das Leben ihres Sohnes retten . . . Solang sie konnte, hat sie ihren Jungen nicht aus den Augen gelassen. Immer wieder flüsterte sie +Mein Junge, mein Junge`", sagte Ferran. Die beiden hätten ein ungewöhnliches inniges Verhältnis gehabt. Elian war Elizabet Rodriguez' einziges Kind - vor seiner Geburt hatte seine Mutter sieben Fehlgeburten erlitten.

Ferran weiter: "Nach einigen Stunden im Wasser fing Elian an zu zittern. Sie fragte ihn: +Frierst du?` Und er sagte: +Ja Mama, mir ist sehr kalt.`" Daraufhin habe sie ihren Mantel ausgezogen und über ihn gelegt. "Sie hat ihm auch ihr letztes Wasser gegeben, das sie noch bei sich trug."

Irgendwann nachts, als Elizabet Rodriguez schon sehr schwach gewesen sein muss, lösten sich die Autoreifen voneinander, und Mutter und Sohn wurden auseinander getrieben. Die Kubanerin war zu diesem Zeitpunkt schon fast tot, konnte nicht mehr zu ihrem Kind rudern. Wenig später rutschte sie von ihrem Reifen und ertrank. Elian konnte dies glücklicherweise in der Dunkelheit nicht sehen. "Elian und ich sind dann noch einige Zeit nahe beieinander geschwommen", erzählt Ferran. "Er war sehr still, hat nie geweint. Doch ich glaube, dass er wusste, was geschehen war." Im Laufe der Nacht seien auch die beiden getrennt worden.

Am 25. November entdeckten Fischer vor der Küste Floridas zuerst Ferran und die Kubanerin Arianne Horta-Alfonso. Elian wurde einige Stunden später auf seinem Autoreifen gefunden - hinter ihm trieb die Leiche einer 60-jährigen Frau an einer Schnur. Ob er ihren Tod miterlebt hat, weiß man nicht.

Unterdessen werden immer mehr Details bekannt, die darauf hinweisen, dass Elian tatsächlich ein inniges Verhältnis zu seinem Vater Juan Miguel Gonzalez in Kuba hat. In den USA nahm man bisher an, dass der Kubaner auf Grund politischer Erpressung seinen Sohn zurückfordere. Angeblich aber hatte Elian Ärzten kurz nach seiner Rettung die Telefonnummer und Adresse seines Vaters in Kuba gegeben. Vier Tage die Woche soll er dort nach der Scheidung seiner Eltern verbracht haben, obwohl der Mutter das Sorgerecht vorbehalten war. Im Haus des Vaters sollen sich viele persönliche Gegenstände des Sohnes befinden.

Der Vater kritisierte die Einmischung amerikanischer Politiker in den Streit um die Zukunft seines Sohnes scharf. Im US-Sender ABC sprach er von "Kindesmisshandlung". Er könnte "all diesen Schweinehunden das Genick brechen, angefangen mit den Politikern in Miami und denen, die sich nicht wie ordentliche Verwandte benehmen", sagte er. Er selbst wolle aber nicht in die USA reisen, um Elian abzuholen.   (SAD)
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US-Gericht blockiert Rückkehr Elians

Miami/Havanna · Der sechsjährige Elian bleibt nach dem Tod seiner Mutter während der Flucht aus Kuba vorerst weiter in den USA. Eine Richterin in Florida entschied am Montag, die von der US-Regierung angeordnete Rückkehr des Sechsjährigen bis März auszusetzen. Der Beschluss löste in Havanna heftige Proteste aus.
Elians Vater Juan Miguel Gonzalez verlangt mit Unterstützung der kubanischen Regierung die Rückkehr des Buben in seine Heimat. Verwandte in den USA versuchen hingegen, dies zu verhindern.

Nach der einstweiligen Verfügung der Familienrichterin Rosa Rodriguez können die Verwandten in Florida nun vor Gericht eine Vormundschaft erreichen. Eine entsprechende Anhörung wurde für den 6. März angesetzt. Auch der in Kuba lebende Vater muss vor Gericht erscheinen. Tue er dies nicht, könne dies zu einer Entscheidung führen, die gegen seine Interessen sei, erklärte die Richterin.
Der Großonkel des Buben, Lazaro Gonzalez, sprach von einem Sieg für Elian. Die US-Einwanderungsbehörde hatte in der vergangenen Woche die Rückkehr Elians zu seinem Vater nach Kuba bis Freitag dieser Woche angeordnet. Die Entscheidung war von Präsident Bill Clinton und Justizministerin Janet Reno unterstützt worden, während konservative Republikaner versuchten, mit dem Verfahrenstrick einer Anhörung vor einem Kongressausschuss eine Rückkehr hinaus zu zögern.
Die kubanische Regierung verurteilte die Entscheidung. Tausende Kubaner demonstrierten vor der amerikanischen Interessensvertretung in Havanna. Der Führer der
kubanischen Stu dentenvereinigung, Hassan Perez, bezeichnete das Urteil als ungesetzlich und willkürlich. Die "Mafia" der Exilkubaner in Miami würde alle Mittel einsetzen, um die Rückkehr des Jungen zu verhindern.

Die rechtlichen Auswirkungen der Entscheidung der Richterin sind aber noch unklar. Die Einwanderungsbehörde lehnte eine Stellungnahme zunächst ab. Der Rechtswissenschaftler Bernard Perlmutter erklärte, das Urteil sei zwar "politisch populär", rechtlich aber falsch. Die Behörde könne das Urteil ignorieren und den Buben nach Kuba zurückschicken.
Land der Gesetzlosen
US-Richterin verbietet Elian die Rückkehr nach Kuba

Es ist wie im Kino, wie in einem jener unzähligen US- Gerichtsfilme, in denen das Recht verhandelt wird, als wäre der Gerichtssaal ein Basar. Eine Richterin in Florida hat am Montag entschieden, die von der US-Regierung angeordnete Rückkehr des sechsjährigen Elian Gonzales zu seinem Vater nach Kuba bis zum März auszusetzen. Das Kind war von seiner Mutter auf ihrer Flucht in die USA, bei der sie ertrank, mitgenommen worden. Elians Vater kämpft seitdem um die Heimkehr des Jungen und weiß dabei die Masse seiner Landsleute hinter sich.
Die Verwandten mütterlicherseits bestehen auf Elians Verbleib in den USA. US-Präsident Clinton und Justizministerin Reno wollten offenkundig nicht in den Verdacht der Kindesentführung geraten und unterstützten die Entscheidung der Einwanderungsbehörde auf Rückkehr.

Clintons Vize Al Gore hingegen stellte die Sachkenntnis der Behörde in Frage und plädierte für eine gerichtliche Lösung. Denn schließlich sei die Mutter bei dem Versuch gestorben, ihrem Kind Freiheit zu geben.

Um der lieben Freiheit willen darf eine Mutter das Leben ihres Kindes dem denkbar höchsten Risiko aussetzen. Um der lieben Freiheit willen läßt man einen Sechsjährigen nicht zu seinem Vater zurückkehren, sondern nötigt ihn, in einem Land aufzuwachsen, in dem Doktor
spielende Kinder als Sexualverbrecher gerichtlich belangt werden. Um der lieben Freiheit und ihres Schutzes willen werden Migranten wie die Hasen gejagt und abgeschoben, darunter Halbwüchsige - ohne Rücksicht auf die Verhältnisse, in die sie zurückkehren müssen. Es ist nicht bekannt, daß Mister Gore auch nur einen einzigen dieser Fälle zum Thema gemacht und die Sachkenntnis der Einwanderungsbehörde in Frage gestellt hätte.

Kein US-Richter und auch keine -Richterin hat sich jemals Gedanken darüber gemacht, daß diese Kinder bei ihrer Rückkehr »körperliche und seelische Schäden« erleiden würden, wie die Richterin in Florida ihre Entscheidung begründete. Ihrer und Al Gores Sachkenntnis entzieht sich, daß in Kuba ein hochentwickeltes Gesundheits- und Bildungswesen existiert. Von anerkannter Sachkenntnis zeugt allein das Festhalten an dem Dogma, das die Freiheit liebt, der Kuba den Rücken kehrt.

Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten und Justizpossen kann die exilkubanische Mafia internationales Recht vor Gericht verklagen. Weil in der freien Marktwirtschaft auch das Glück eines Kindes verhandelbar ist. Das nährt den Verdacht, daß das komplizierte amerikanische Rechtswesen nur dazu da ist, die archaische Gesetzlosigkeit dieser Gesellschaft zu verschleiern.

Werner Pirker
Zynismus pur: made in USA
Thomas

http://www.welt.de/daten/2000/01/12/0112au146658.htx

Neue Wende im Streit um Elián

Gericht billigt Verwandten in den USA einstweilen Sorgerecht für sechsjährigen Kubaner zu

Miami/Havanna - Im Streit um den kubanischen Flüchtlingsjungen Elián González haben seine Verwandten in den USA einen juristischen Teilerfolg erzielt. In einer einstweiligen Verfügung entschied eine Familienrichterin am Montag, dass der Sechsjährige bis zu einer endgültigen Entscheidung über das Sorgerecht bei seinen Verwandten in Miami bleiben muss. Sie gab damit einem Antrag von Eliáns Großonkel Lázaro González statt, der Elián behalten will.

Der leibliche Vater, der in Kuba lebt, will seinen Sohn dagegen zurückhaben. Die US-Richterin begründete ihre Entscheidung damit, dass dem Jungen bei einer Rückkehr "körperliche und seelische Schäden" drohten. Eine Anhörung im Hauptsacheverfahren wurde für den 6. März angesetzt.

Die US-Einwanderungsbehörde INS wollte die Gerichtsentscheidung zunächst nicht kommentieren. Insbesondere verweigerte ein Sprecher eine Aussage dazu, ob die INS noch an der bis spätestens Freitag verfügten Rückkehr Eliáns nach Kuba festhält. Der von Eliáns exilkubanischen Verwandten beauftragte Anwalt Spencer Eig begrüßte die Entscheidung. Die Mutter des Jungen und sein Stiefvater waren am 25. November bei einem Fluchtversuch in die USA mit einem seeuntüchtigen Boot ertrunken. Das Kind wurde vor laufenden Fernsehkameras gerettet und zu seinen Verwandten gebracht, die wie viele Exilkubaner in Miami leben. Seitdem hat sich die Affäre um den Jungen zu einem Politikum entwickelt.

Die INS hatte ihre Rückkehrentscheidung damit begründet, dass ausschließlich Eliáns Vater das Sorgerecht habe. Ein Ausschuss des US-Repräsentantenhauses versucht jedoch, die baldige Rückkehr des Kindes nach Kuba durch einen Verfahrenstrick zu verhindern. Der von konservativen Republikanern dominierte Ausschuss lud den Sechsjährigen vor wenigen Tagen für den 10. Februar zu einer Anhörung. Mehrere republikanische Präsidentschaftsbewerber sprachen sich bereits gegen die Rückreise Eliáns aus. US-Präsident Bill Clinton und Justizministerin Janet Reno stellten sich dagegen
hinter die Entscheidung der Einwanderungsbehörde.

Der New Yorker Abgeordnete Charles Rangel sagte in einem Fernsehinterview, er rechne mit einem Sieg des Gesetzes: "Der Junge wird zu seinem Vater zurückgebracht." US-Vizepräsident Al Gore stellte am Montag infrage, ob die Einwanderungsbehörde über ausreichende Sachkenntnisse verfüge, um den Fall zu entscheiden. "Ich würde gerne sehen, dass der Disput von unseren Gerichten gelöst wird, die entscheiden können, was das Beste für dieses Kind ist", sagte Gore dem Fernsehsender NBC.

Die rechtlichen Auswirkungen der Entscheidung der Richterin sind noch unklar. Der Rechtswissenschaftler Bernard Perlmutter erklärte, das Urteil sei zwar "politisch populär", rechtlich aber falsch. Die Behörde könne das Urteil ignorieren und den Jungen nach Kuba zurückschicken.

Auf einer Kundgebung vor der Vertretung der USA in Havanna prangerte der Studentenführer Hassan Pérez die Versuche der exilkubanischen Gemeinde an, "zusammen mit der Mafia und den Ultrarechten" die Rückkehr Eliáns in seine Heimat zu verhindern.

In den vergangenen Wochen waren in Kuba Hunderttausende für die Rückkehr des Jungen auf die Straßen gegangen. Staats- und Parteichef Fidel Castro hatte gesagt, er werde für Eliáns Rückkehr "Himmel und Hölle" in Bewegung setzen. AFP/AP
Elian im wundersamen Land

In den USA und in Cuba kämpfen Ideologen um ein Flüchtlingskind, dessen Wohl keine
Rolle spielt

Von Klaus Brill

Der sechsjährige Elian Gonzales aus der cubanischen Stadt Cardenas hat viel durchgemacht in den vergangenen Wochen. Ende November brachte ihn seine Mutter auf ein Boot, um mit ihm in die USA zu fliehen. Das Schiff kenterte auf dem Meer, Elians Mutter und neun weitere Menschen ertranken, der Junge trieb zwei
Tage mit einem Rettungsreif auf dem Meer, ehe ihn Fischer vor Fort Lauderdale in Florida am 25. November aus dem Wasser holten. Seither ist er in der Obhut eines Großonkels und einer Großtante in Miami, und es ist nicht anzunehmen, dass er schon begreift, was nun mit ihm geschieht. Elian Gonzales ist zum Spielball der USA geworden.

Dabei kann es in dieser Angelegenheit nur einen einzigen Maßstab dafür geben, was mit dem Jungen geschehen soll: sein eigenes Wohlergehen. Kinder haben glücklicherweise
noch keinen Bedarf an Ideologie und verstehen nichts von Kommunismus und Kapitalismus. Ihr elementares Interesse ist es, in vertrauter Umgebung unter dem Schutz der Eltern heranzuwachsen. Auf der ganzen Welt gilt die Regel, dass Vater und Mutter die ersten sind, denen die Fürsorge zukommt.

In diesem Sinne hat die Einwanderungsbehörde der USA vor knapp einer Woche zu Recht entschieden, der Junge solle bis kommenden Freitag zu seinem Vater Juan Miguel Gonzalez nach Cuba zurückgebracht werden. Abgesandte der Behörde hatten diesen in Cardenas besucht und den Eindruck gewonnen, dass er intensiven Kontakt zu seinem Sohn hatte, wiewohl er seit geraumer Zeit von dessen Mutter geschieden war.

Indes hat nun am Montag eine Familienrichterin in Miami das vorläufige Sorgerecht dem Großonkel und der Großtante in den USA übertragen und für den 6.  März ein Hearing angesetzt, zu dem auch der Vater eingeladen werden soll. Demnach kehrt der Junge also erst einmal doch nicht nach Cuba zurück, der Ausgang des Falles ist weiter offen, und die Ideologen haben freie Bahn.

Die Poster und T-Shirts mit dem Bild des Jungen, die Demonstrationen seiner Schulkameraden, die Massenkundgebungen in Cardenas und Havanna, das Abendessen Castros mit dem Vater sowie die Tiraden des Maximo Lider gegen das "grausame, absurde, kriminelle und heuchlerische" Zurückhalten des Jungen in den USA - sind die Demonstrationsinhalte.

Auf der anderen Seite sind die organisierten Exil-Kubaner in Miami von einer rationalen
Betrachtung des Falles nicht weniger weit entfernt. Am Beispiel des Elian Gonzales wollen sie offenbar wieder einmal die Überlegenheit des freien Amerika über das geknechtete Cuba demonstrieren. Ein ostentativer Besuch des Jungen in Disneyland und ein Fernsehinterview, in dem er sagte, er wolle in den USA bleiben, wecken den Verdacht, dass seine neuen Betreuer ihn politisch instrumentalisieren. Erst recht sind in diesem Sinne die Äußerungen einiger republikanischer Politiker zu werten, die den Jungen besucht haben. Nun ja, es ist Wahlkampf in den USA, und da kommt die Pose des entschlossenen Kämpfers bei einer gewissen Klientel gut an. Auch die Präsidentschaftskandidaten fühlen sich also zu Äußerungen herausgefordert.

Dabei ist jeder Widerstand gegen die Übergabe des Jungen an seinen Vater nur dem Regime des Fidel Castro von Nutzen. Er festigt seinen Rückhalt im Volk. Kehrt der Junge am Ende zurück, wird Castro dies als seinen triumphalen Sieg feiern lassen. Und bleibt Elian Gonzales in den USA, so wird man noch monatelang die Attacken gegen ein unmenschliches System hören, das aus ideologischer Verbohrheit nicht einmal die natürlichen Rechte eines Vaters achte. Für die Hardliner in Miami gäbe es nur eine Chance auf Erfolg: Wenn der Vater in die USA käme und gleich zusammen mit dem Jungen dabliebe. Und genau darauf scheint manch einer in den USA auch zu spekulieren.
Kompetenzenstreit um kubanisches Flüchtlingskind
- Massenprotest in Havanna für die Rückkehr Eliáns aus den USA

Im Streit um die Rückkehr des kubanischen Flüchtlingsjungen Elián Gonzalez aus den USA sind die Zuständigkeiten nicht geklärt. Die US-Einwanderungs- und Einbürgerungsbehörde sei nun mit dem Fall befasst, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Joe Lockhart, am Dienstag in Washington. Bislang hatten die US-Behörden allein das Familiengericht für zuständig erklärt. Unterdessen forderten in Havanna den dritten Tag in Folge zehntausende Demonstranten die USA auf, den Sechsjährigen in seine Heimat zurückzuschicken.

Elián war Ende November mit seiner Mutter auf einem Boot nach Florida geflohen. Während die Mutter ertrank, konnte der Junge gerettet werden und wurde Verwandten in Miami übergeben. Unterstütz von Staatschef Fidel Castro fordert der Vater des Kindes die Rückkehr Eliáns in dessen Heimat.

Auch wenn es sich um einen einzigartigen Fall handele, sei die Einwanderungsbehörde durchaus in der Lage, sich darum zu kümmern, sagte Lockhart. Er schloss jedoch nicht aus, dass die Frage letztlich von einem Gericht entschieden wird.
Dem Sprecher zufolge fordern die Anwälte der Angehörigen des Jungen in Miami, die Angelegenheit innerhalb der Familie regeln zu können. Lockhart wies erneut das 72-Stunden-Ultimatum Castros für die Rückkehr des Kindes nach Kuba zurück, das inzwischen abgelaufen ist.

Der Streit um Elián Gonzalez belastet die ohnehin gespannten Beziehungen zwischen den USA und Kuba zusätzlich. Der kubanische Parlamentspräsident
Ricardo Alarcon machte die Rückgabe des Jungen bereits zur Bedingung für die für Montag geplanten Verhandlungen über das Immigrationsabkommen zwischen den beiden Staaten. Am Mittwoch bat Alarcon die portugiesischen Abgeordneten in einem Brief um Unterstützung im Fall Elián.

"Freiheit für Elián!", riefen die überwiegend jungen Demonstranten vor der US-Interessenvertretung in der kubanischen Hauptstadt. Nach Angaben der Organisatoren nahmen an der Protestveranstaltung etwa 100.000 Menschen teil, mehr als in den Tagen zuvor. Alle Radio- und Fernsehstationen der Insel übertrugen die Demonstration live in ihren Programmen. Für Mittwoch kündigten Studentenführer weitere Protestaktionen an.
http---www.libertyforelian.org
http---www.elian.cu
Letzte Aktualisierung 22.06.2005