Die
Anti-Castro-Mafia in den USA und der Fall Elián
Gonzalez. Von Marcos Bermejo, Havanna
Elián sei »emotional am Ende«, ist nicht nur
der »New York Post« aufgefallen. »Sein
Lächeln, das von einem Ohr zum anderen reichte,
istBeklemmung gewichen.« Ist es ein Wunder?
»Das arme Kerlchen ist im Moment womöglich das
am meisten ausgebeutete Kind (der USA).
Die kubanisch- amerikanische Gemeinschaft und die
konservativen Politiker haben Elián auf dem
Altar ihres blinden Hasses gegen Kuba und Fidel
Castro geopfert«. Zitat aus dem »St. Louis
Post- Dispatch«. Eine Aktiengesellschaft
»Elián Gonzalez« haben die Ausbeuter
inzwischen aufgezogen - die korrupten
Großonkels, die beiden gerade aus dem Knast
entlassenen Großcousins, fünf Rechtsanwälte,
zwei Pressesprecher, drei Chauffeure, eine
Handvoll privater Bullen und der ganze Clan der
Anti- Castro-Industrie in Miami und Washington.
Und je nach Bedarf 200 bis 300 Claqueure und
Krawallmacher.
Tagtäglich wird das Haus des Hauptgroßonkels
Lázaro von Pressefotografen und Kameramännern
belagert. Dort wird Elián seit einer Woche
versteckt. Wenn er zur Schule muß, zerrt ihn der
Großonkel rasch ins neue Auto, sonst bleibt er
drin, wo er kaum noch treten kann vor Spielzeug
und Tinnef . Seit vergangenem Freitag durfte er
nur noch Videos angucken, denn seine beiden Omas
aus Kuba sind in den Staaten, um ihn zu sehen,
bestenfalls wieder mit nach Hause zu nehmen. Das
sollte er nicht wissen, sondern Gefangener
bleiben, allerdings ein ganz und gar
ungewöhnlicher: Obgleich die US- amerikanischen
Einwanderungsbehörden und Justizministerin Reno
verfassungsgemäß und gesetzlich korrekt
entschieden haben, daß Elián nach Kuba zu
seinem leiblichen Vater zurückkehren soll, wird
nichts getan, um die Entscheidung durchzusetzen.
Immerhin konnten am Mittwoch die Großmütter
ihren Enkel Elián dann doch noch treffen - gegen
den Willen der Miami-Verwandten freilich, und
auch nur für zwei Stunden.
Zum ersten Mal in der Geschichte der USA sagt
eine Gruppe von Leuten öffentlich: Wir werden
uns nicht an die Festlegung der
Einwanderungsbehörde halten. Punkt und aus. Zum
ersten Male auch wird ein Sechsjähriger vor den
Kongreß zitiert, um auszusagen, ob er bleiben
will oder nicht. Und ebenfalls zum ersten Mal
soll ihm per Sondergesetz die US-amerikanische
Staatsbürgerschaft verliehen und die kubanische
aberkannt werden. Was für ein Rechtsstaat!
»Soviel Furcht vor Fidel Castro, soviel Wut,
weil er allgegenwärtig ist! Darum wird von der
politischen Klasse der USA ein Kind entführt und
als Geisel gehalten gegen den (kubanischen)
Präsidenten, gegen den Vater des
Minderjährigen, gegen das kubanische Volk. Und
das alles, wie sie hier sagen, im Interesse des
Kindes. Daß ein Sechsjähriger zum Mittelpunkt
einer nationalen Debatte wurde, ist nur mit einer
Tatsache zu erklären: Das Kind ist Kubaner. Die
Politiker zeigen ihren Mut gegenüber Fidel
Castro, indem sie ein Kind von seinem Vater
trennen. Sie beweisen ihre moralischen
Fähigkeiten, indem sie entschieden haben, daß
die politische Ausbeutung eines Kindes es wert
ist, Ehren als Großmeister bei der Verteidigung
der Freiheit und im Kampf gegen den
Totalitarismus einzuheimsen. Aber wie der
berühmte Kolumnist Dwyer von der Daily News
schrieb, wenn wir besorgt sind über die kranken
Auswirkungen des Totalitarismus, warum sorgen wir
uns da nicht zuerst um ein Land, das es erlaubt,
daß wildgewordene Horden ein Kind von sechs
Jahren gefangenhalten?« Zitat aus einem Bericht
des USA-Korrespondenten der mexikanischen »La
Jornada«. Und William Raspberry höhnte in der
»New York Times«: »Klar, Sie
selbstverständlich, weil Sie ein dezenter
Bürger sind, würden das als politischen
Fußball herausstaffierte Kind nach Hause zu
seinem Vater schicken, so schnell, als ob es ein
haitianisches Kind wäre. Aber nehmen Sie doch
mal an, Sie wären ein Präsidentschaftskandidat
oder hätten zumindest die Absicht, eine gute
Rolle bei den Vorwahlen zu spielen. Würden Sie
da die kubanische Gemeinschaft, die zahlreichste,
am besten organisierte und mit lautester Stimme
sprechende Exilantengemeinschaft in Florida
belästigen, und sich nur deswegen um die Chance
bringen, diesen Bundesstaat zu gewinnen, weil sie
möchte, daß Amerika das Richtige tut?«
Und da sind wir beim Phänomen angelangt, das
immer wieder viele Deutungen zuläßt: Die Macht,
der Mythos des kubanischen Exils in Florida.
Vor 1959 lebten 80 000 Kubaner bzw.
Kubano-Amerikaner in den USA, vorwiegend im
Süden Floridas. Viel weniger in New Jersey, New
York und Kalifornien. Nach dem Sieg der
kubanischen Revolution bis etwa 1962 setzte ein
legaler 250000-Menschen Schub von Kuba zur
anderen Seite der Florida- Straße über:
Funktionäre der Batista-Diktatur, deren zivile
und uniformierte Handlanger mit Koffern voller
Dollar, der Geldadel aus Industrie,
Landwirtschaft, Hotel, Glücksspiel und Handel
mit Liegenschaften. Die Opfer allzu radikaler
Nationalisierungen, Veteranen des Antikommunismus
und anti- castristische Newcomer. Die meisten
kamen zwar, wie sie trompeteten, um Ruckzuck
wieder zurückzukehren. Aber vorsichtshalber
hatten sie doch lieber all ihre beweglichen
Wertsachen mitgenommen, sofern sie nicht schon
längst im Ausland deponiert waren. Es war eine
weiße, reiche, geltungssüchtige und
gewaltbereite Emigration, die keine
Schwierigkeiten hatte, zügig ihre eigenen
mafiosen Infrastrukturen zu errichten und alle
anderen (unbemittelten) Emigranten an die Wand zu
drücken, zumal ihr von Washington, der CIA und
der traditionellen Mafia eine zentrale Rolle bei
der Rückeroberung Kubas zugetraut wurde.
Das machte sich bezahlt. Die generös
subventionierte Anti-Castro- Industrie entstand.
Von 1965 bis 1976 gingen 1,3 Milliarden Dollar
und 62 Prozent aller Existenzgründungen aufs
Konto von Kubanern. Die CIA beschäftigte allein
in Florida 12 000 (!) Leute von der Insel, unter
ihnen ausnahmslos alle großen und kleinen
Führer des extremistischen Exils. Nach und nach
bemächtigte sie sich 90 Prozent der Medien,
besetzte Schlüsselstellungen im kommunalen
Bereich vom Bürgermeister bis zum Richter, im
Kommunikations- und Baugewerbe, baute sie in
Washington ihre Kongreßlobby auf, förderte
Terrororganisationen und radikale
Emigrantenvereine, entwickelte ein für
Andersdenkende kreuzgefährliches Mobbingpotenial
sowie die hohe Kunst, Schutzgelder einzutreiben
für den Kampf um die Befreiung Kubas, aber auch,
um
über meist fette Spenden die Wahlkampagnen von
Anhängern bzw. potentiellen Günstlingen zu
schmieren. Der Senator Dan Burton (Ko-Autor der
Helms-Burton- Blockadegesetze) aus Indiana
beglich z. B. die Kosten für seine letzte Wahl
zu 93 Prozent aus floridanischen Liebesgaben. Die
kubanischen Wähler sind da nur zweitrangig. Im
Laufe der Jahre ist ihre Kolonie auf 800 000
angewachsen, von denen sich die Mehrheit in einem
(Dade) der 67 Kreise konzentriert. Doch ihr
Stimmenanteil, vorausgesetzt, alle gehen zur
Wahl, liegt gerade mal bei fünf Prozent.
Lateinamerikanische Emigranten erhalten in den
USA immer dann Nachrichtenwert, wenn sie entweder
erstens für das Land unerwünscht sind und man
sich ihrer notfalls mit Gewalt entledigt; oder
wenn die Emigranten zweitens als geeigneter
Propagandarohstoff gegen ihr Herkunftsland
verwendet werden können. Das ist so im Falle
Kuba. Über andere, obgleich Massen, spricht
beziehungsweise schreibt man nicht. Da die USA
ihr Verhältnis zu Kuba nicht erst seit dem Sieg
der Revolution stets als eine innenpolitische
Angelegenheit behandelt haben, war die kubanische
Emigration zusätzlich privilegiert. Das ging
nach 1959 soweit, daß die US-Regierungen
allmählich wesentliche Linien ihrer Kuba-Politik
an die auf Sand gebaute Anti-Castro-Industrie
abtraten und folglich von einem Reinfall zum
anderen hangelten.
Denn die Macher in Miami leben von Schimären,
Gerüchten, Zusammenbruchprognosen, Selbstbetrug.
Sie sind besessen. Das ist ihre
Geschäftsgrundlage. Kuba Schaden zuzufügen,
ihre Macht auszuspielen, um jeden Preis, selbst
wenn dabei ein sechsjähriges Kind vor die Hunde
zu gehen droht. |
USA:
Elian in den Armen seiner Großmütter (27.Januar
2000)
Treffen an neutralem Ort in Miami Beach - 200
Demonstranten
empfangen die Großmütter - Familienstreit geht
weiter
MIAMI (AP). In dem politischen Familiendrama um
den kubanischen Flüchtlingsjungen Elian haben
die Großmütter nach langem Hin und Her ihren
Enkel in die Arme schließen dürfen. Die beiden
Frauen trafen den Sechsjährigen am Mittwochabend
an einem neutralen Ort in Miami Beach. Zuvor
hatte ihnen die US-Einwanderungsbehörde ein
Besuchsrecht zuerkannt.
"Sie umarmten und küssten ihn die ganze
Zeit", berichtete die Nonne Leanore Esnard,
die den Jungen zu seinen Großmüttern führte.
Die beiden alten Damen seien begeistert und
gerührt gewesen. Sie hatten ihrem Enkelsohn ein
Fotoalbum mitgebracht, in dem sie gemeinsam
blätterten und Bilder der Familie und
kubanischer Freunde anschauten. Später spielten
sie mit Stofftieren, sagte Schwester Peggy
Albert, eine von drei Nonnen, die den Besuch
begleiteten.
Mariela Quintana und Raquel Rodriguez sahen ihren
Enkelsohn seit seiner Rettung am 25. November vor
der Küste Floridas zum ersten Mal. Die Mutter
des Jungen war bei der Flucht ums Leben gekommen.
Bei ihrer Ankunft vor dem Haus der Präsidentin
der Barry-Universität, Jeanne O'Laughlin, das
als neutraler Treffpunkt von der
Einwanderungsbehörde festgelegt worden war,
wurden die beiden Frauen von etwa 200
Demonstranten empfangen. Einige legten Blumen auf
das Auto der Kubanerinnen, andere schwenkten
Fahnen und riefen Sprechchöre. Einige buhten,
als die beiden Frauen zu dem Haus gingen.
Elian sei zunächst zurückhaltend gewesen, sagte
Albert. "Aber nach kurzer Zeit war er doch
sehr lebhaft." Die Großmütter waren
begeistert und gerührt. "Sie nahmen ihn auf
den Arm. Sie umarmten ihn. Er fühlte sich wohl,
obwohl er nicht viel sagte", berichtete
Esnard. Nachdem der Junge wieder zur Familie
seines Großonkels gegangen sei, seien die beiden
Frauen in Tränen ausgebrochen, sagte die
Präsidentin Jeanne O'Laughlin.
Großmütter wollen in Washington für Rückkehr
Elians werben
Der sechsjährige Junge steht im Mittelpunkt
eines internationalen Streites und eines
Machtkampfes zwischen seinen Verwandten. Die
US-Einwanderungsbehörde hatte seine Rückkehr
zum Vater nach Kuba angeordnet, doch der in
Florida lebende Großonkel hat vor einem
Bundesgericht dagegen geklagt und will das
Sorgerecht für den Jungen erlangen. Er hatte
zunächst auch darauf bestanden, dass ein Besuch
nur in
seinem Haus stattfinden könnte, was die alten
Damen ablehnten. Die Einwanderungsbehörde hatte
den Großonkel dann angewiesen, ein Treffen an
einem neutralen Ort zu ermöglichen.
Nachdem sie ihren Enkel am Mittwochabend
getroffen hatten, flogen die Großmütter nach
Washington weiter. Dort wollten sie am Donnerstag
Kongressabgeordnete nochmals um Unterstützung
für die Rückkehr des Jungen nach Kuba bitten
und verhindern, dass Elian die US-amerikanische
Staatsbürgerschaft verliehen wird. Die
Sprecherin des US-Kirchenrates, Carol Fouke
äußerte Verständnis für die Absicht der
beiden Frauen, bei den Abgeordneten für eine
Rückkehr des Jungen zu werben. Dabei wollten sie
auch den New Yorker Demokraten Charles Rangel
treffen. Der US-Kirchenrat hat die Reise der
beiden Frauen finanziell unterstützt.
Währenddessen will auch Elians Kusine
Marisleysis Gonzalez in die US-amerikanische
Hauptstadt reisen, um mit anderen
Familienmitgliedern die Einbürgerung des Jungen
zu unterstützen,
sagte der Sprecher der Familie in Florida,
Armando Gutierrez. |
Amerikas
Öffentlichkeit würde Elián nach Hause schicken
US-Einwanderungsbehörde erzwingt ein Treffen des
Sechsjährigen mit seinen Großmüttern
Von Irmintraud Jost
New York - Die Fernsehzuschauer in den USA
können noch immer beinahe jeden Schritt des
sechsjährigen Kubaners Elián González live
beobachten. Sogar der Flug der beiden
Großmütter zum Treffen mit ihrem Neffen war den
Nachrichtensendern eine Live-Schaltung wert. Auch
zwei Monate nachdem der Junge vor der Küste
Floridas aus dem Meer gerettet wurde, bestimmt
das Schicksal Eliáns die Schlagzeilen. Aber die
Stimmung unter den Amerikanern ist inzwischen
umgeschlagen. Die Mehrheit teilt die Auffassung
der Einwanderungsbehörde, dass Elián zu seinem
Vater nach Kuba zurückkehren sollte.
Nachdem Elián zunächst wie ein Held gefeiert
wurde, der unter großen Opfern dem
kommunistischen Terror auf Kuba entronnen war,
ist mittlerweile den meisten Amerikanern bewusst
geworden, dass Elián politisch missbraucht und
ein Vater um sein rechtmäßiges Sorgerecht
betrogen wird.
Seit seiner Ankunft in den USA war Elián
täglich live auf dem Bildschirm: beim Besuch in
Disneyland, beim Spiel mit seinem neuen Hundebaby
und immer wieder an der Hand seines Großonkels,
den er bis zu seiner Ankunft in Florida nicht
gekannt hatte. Die Bilder
setzte die Familie in Miami geschickt im PR-Kampf
gegen die armen Verwandten in Kuba ein.
"Dort bekommen Kinder nicht einmal
Milch", erklärte eine Cousine zweiten
Grades vor den Fernsehkameras.
Die US-Medien - nicht unbedingt Kuba-freundlich
eingestellt - sahen sich schließlich genötigt,
auch die andere Seite zu Wort kommen zu lassen.
Recherchen der Tageszeitung
"USA Today" ergaben, dass Elián sehr
wohl in Kuba Milch und Hamburger und sogar das
beliebte Spielzeug Power Rangers erhalten
könnte. Seine Eltern arbeiten beide in der
Touristikbranche und erhalten einen Teil ihres
Lohns in US-Dollar.
Die amerikanischen Journalisten kamen zu der
Überzeugung, dass Elián ein sehr enges
Verhältnis zu seinem Vater habe. Elián lebte in
Kuba sowohl bei seiner Mutter und seiner
Großmutter als auch im Haus seines Vaters.
Nachdem die Mutter vor einigen Monaten zu ihrem
Freund gezogen war, wohnte der Junge überwiegend
bei seinem Vater.
Selbst die konservative Zeitung "New York
Post" titelte: "Lasst Elián nach Hause
gehen". Bei einer Umfrage des
Online-Dienstes AOL, an der sich mehr als 25 000
Nutzer beteiligten, sagten 72,7 Prozent, Elián
gehöre zu seinem Vater nach Kuba. 72,5 Prozent
lehnen die Initiative im Kongress ab, Elián die
amerikanische Staatsbürgerschaft zu übertragen.
Aber die mächtige Lobby der US-Kubaner in Miami
- die auch seit Jahren erfolgreich das Embargo
gegen ihr Heimatland verteidigt - gibt nicht auf.
Sie hatte sich bereits blutige
Straßenschlachten mit der Polizei geliefert,
nachdem die Einwanderungsbehörde das Sorgerecht
des Vaters untermauert hatte. Die beiden
Kongressabgeordneten aus Florida
Connie Mack und Bill McCollum haben in Washington
Gesetzesvorlagen eingereicht, um
Elián González die amerikanische
Staatsbürgerschaft zu übertragen. Damit, so
kritisiert die "New York Times",
"ahmen sie das totalitäre Ideal nach, das
sie richtigerweise verabscheuen".
Bill Clinton hat angedeutet, dass er
gegebenenfalls sein Veto einlegen werde. Aber
auch
ohne den Vorstoß im Kongress ist Eliáns Odyssee
noch nicht beendet. Die Verwandten in Miami haben
gegen die Entscheidung der Einwanderungsbehörde,
den Jungen zu seinem Vater zurückzuschicken,
Klage eingereicht. Ein Bundesrichter in Miami
muss jetzt über den Fall entscheiden.
So lange bleibt Elián in der Obhut seines
Großonkels in Miami, der zunächst auch das
Treffen des Jungen mit seinen Großmüttern
verhindern wollte. Raquel Rodríguez und Mariela
Quintana verliehen der so oft verdammten
kubanischen Bedrohung plötzlich ein menschliches
Gesicht. Sie hatten in Washington an mehrere
Abgeordnete appelliert, Elián
nach Kuba zurückzulassen.
Am Mittwoch konnten sie endlich für eineinhalb
Stunden ihren Enkel sehen. Die
Einwanderungsbehörde hatte den Verwandten in
Miami auferlegt, den Jungen an einen
neutralen Ort in Miami Beach zu bringen. Bei dem
Gespräch habe sich er Junge zunächst
sehr zurückghalten, so die Großmütter nach dem
Treffen. Als sie ihm jedoch Fotos gezeigt
hätten, sei er sehr lebendig geworden.
Auch nach diesem Treffen bleibt das Schicksal des
Sechsjährigen offen. Noch steht nicht
fest, wann das Bundesgericht in Miami den Fall
hören wird. "Für Kuba ist Elián zu einer
kommunistischen Legende geworden", zitiert
"USA Today" Eliáns Vater. "Aber
für mich ist er mein sechs Jahre alter Sohn, und
ich will und brauche ihn zurück. Das geht jetzt
schon zu
lange." |
Flüchtlingskind
ist Spielball der US-Wahlkämpfer
Mit Elian auf Stimmenfang
Washington - Der Kampf um die amerikanische
Präsidentschaftskandidatur geht in die heiße
Phase.
Heute haben erstmals die Wähler das Wort: Auf
Hunderten von Versammlungen küren im
Mittelwest-Staat Iowa Republikaner und Demokraten
ihre Präsidentschaftskandidaten. Klarer Favorit
bei den Republikanern: Der texanische Gouverneur
George W. Bush. Bei den Demokraten: Clintons
Vizepräsident Al
Gore.
Mittendrin in den Mühlen des Wahlkampfes: Der
kleine Kuba-Flüchtling Elian Gonzalez (6). Sein
Fall macht in ganz Amerika Schlagzeilen. Werden
seine aus Kuba angereisten Omas, die sich
inzwischen vor Ort in das Tauziehen um Elian
eingeschaltet haben, es schaffen, ihn aus den USA
loszueisen?
Die politischen Fronten sind kurvenreich. Nach
den Buchstaben des Gesetzes müsste Elian, der
nach dem Schiffbruch einer kubanischen
Flüchtlingsgruppe, bei dem seine Mutter und sein
Stiefvater ertranken, in Florida buchstäblich an
Land gezogen wurde, nach Kuba zu seinem
leiblichen Vater abgeschoben werden. Und die
Clinton-Regierung will das langsam einsetzende
Tauwetter mit Kuba nicht durch so einen
"Entführungsfall"
gefährden.
Aber sie möchte auch nicht, dass es sich der
Präsidentschaftsbewerber Al Gore mit den
Exilkubanern nachhaltig verdirbt. Denn die üben
im Bundesstaat Florida großen politischen
Einfluss aus - immerhin leben mehr als 1,25
Millionen Bürger kubanischer Abstammung im
Großraum Miami.
Andererseits: Dass es hier um eine Machtprobe
zwischen der Freiheit Amerikas und dem
kommunistischen System Kubas gehe - dem Argument
folgt nach Umfragen selbst eine knappe Mehrheit
der Exilkubaner nicht mehr. Auch 56 Prozent der
US-Bürger befürworten, Elian zu seinem Vater
nach Kuba zu schicken. Außerdem war erstmals
eine
Mehrheit von 53 Prozent dafür, 40 Jahre nach der
Machtübernahme Castros die Beziehungen zu Kuba
zu normalisieren.
Die Frage, was für das Kind selbst am Besten
wäre, stellt dabei schon keiner mehr. Außer
vielleicht den Bundesrichtern, die sich jetzt mit
dem Fall beschäftigen müssen: Elians Onkel, der
den Jungen bei sich aufnahm, will das Sorgerecht
erkämpfen. Gewinnt er, würde der Junge
automatisch amerikanischer Staatsbürger. |
Fidel
Castro kämpfte einst verbissen um seinen eigenen
Sohn
Warum sich Kubas Staatschef heute so vehement
für die Rückkehr des Flüchtlingskinds Elián
einsetzt
Von Anita Snow
AP Havanna - Der leidenschaftliche Einsatz des
kubanischen Staatschefs Fidel Castro für die
Rückkehr des derzeit in den USA lebenden
Flüchtlingsjungen Elián González hat
möglicherweise auch ganz persönliche Gründe.
Vor mehr als vier Jahrzehnten war Castro in einer
ähnlichen Situation wie Eliáns Vater, als er um
das Sorgerecht für seinen erstgeborenen Sohn
kämpfte.
Damals wie heute beleuchtet die
Auseinandersetzung um ein Kind die politischen
und menschlichen Konflikte zwischen Exilkubanern
und ihren in der Heimat lebenden Verwandten.
Castro hatte kürzlich die «extremistische und
terroristische Mafia von Südflorida» dafür
verantwortlich gemacht, dass Elián noch immer in
den USA ist. Die in Südflorida lebende
kubanische Exilgemeinde verhindert nach Castros
Worten Eliáns Rückkehr zu seiner
«rechtmäßigen Familie und Heimat».
Als der junge Revolutionär Fidel Castro Mitte
der 50-er Jahre wegen eines Anschlags auf eine
Kaserne in Santiago inhaftiert war, so der
Biograph Tad Szulc, reichte seine erste Frau
Mirta D"az-Balart die Scheidung ein und
siedelte mit dem fünfjährigen Fidelito,
Klein-Fidel, in die USA über. Obwohl sie das
Sorgerecht zugesprochen bekam, bestand Castro auf
einer Rückkehr seines Sohnes nach Kuba. Castro,
der Vater von insgesamt acht Kindern ist, schrieb
damals an seine ältere Halbschwester Lidia:
«Wer mir dieses Kind wegnehmen will, muss mich
töten.»
Nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis ging
Castro nach Mexiko, um sich auf einen
Guerillakampf gegen die kubanische Regierung von
Präsident Batista vorzubereiten. In dieser Zeit
überredete er Mirta D"az-Balart, den Jungen
auf einen zweiwöchigen Besuch nach Mexiko zu
schicken. Der Junge kam, und Castro ließ ihn
nicht mehr zurück, schreibt Robert E. Quirk in
der Biographie «Fidel Castro». Wenig später
wurde Fidelito bei einem Ausflug in Mexiko-Stadt
von drei bewaffneten Männern entführt. Seine
Mutter floh kurz darauf nach Mexiko, um ihr Kind
wieder abzuholen. Doch nach Castros Revolution
1959 kehrte Fidelito nach Kuba zurück, um bei
seinem Vater zu leben.
Der heute 50-jährige Castro-Sohn studierte
Atomphysik in der Sowjetunion und lebt jetzt mit
seiner eigenen Familie in Havanna. Seine Mutter
soll in Spanien leben Ihr Neffe, Lincoln
D"az-Balart, ein in Florida lebender
Republikaner, setzte sich im aktuellen Streit um
das Flüchtlingskind Elián für einen Verbleib
des Jungen in den USA ein.
Elián hatte die Flucht in die USA überlebt,
während seine Mutter und der Stiefvater
ertranken. Der Junge wohnt nun beim Großonkel in
Miami. Der leibliche Vater fordert die Rückkehr
Eliáns nach Kuba.
© Berliner Morgenpost 2000 |
Gekentert,
gerettet, im goldenen Käfig gefangen
- Warten auf Entscheidung der Gerichte
Von unserem Korrespondenten Robert von Rimscha
WASHINGTON. Janet Reno beugt sich nach vorn:
"Wissen Sie denn noch, wie das war, als Sie
sechs Jahre alt waren?", fragt die
amerikanische Justizministerin. "Einen Tag
wollte ich von zu Hause weglaufen, einen Tag
konnte ich gar nicht eng genug an meiner Mama
hängen. Sollte nicht auch dieser Junge das Recht
haben, ein normales Leben mit der üblichen,
enormen Spannbreite kindlicher Emotionen zu
haben, anstatt von den Fernsehkameras der Welt
vorgeführt zu werden?" Reno ist für
legalistische Haarspaltereien bekannt, nicht aber
für einen so überraschend menschlichen Appell.
Sie sprach über das Schicksal des sechsjährigen
kubanischen Flüchtlingsjungen Elian Gonzalez,
der Ende November aus dem Atlantik gefischt
wurde, in dem seine Mutter und sein Stiefvater
ertranken.
Elian wurde zum Medienstar der Anti-Castro-Lobby
und zum reich beschenkten Kind. Vom
Vollstipendium für eine Privatschule bis zu
Bergen von Spielsachen: Elian lebt materiell im
Paradies. Aber er ist gefangen im goldenen
Käfig. Vater Juan will den Jungen zurück in
Kuba haben; der Großonkel in Miami, wo Elian
derzeit wohnt, will ihn in den USA behalten.
Fidel Castro und Amerikas Exilkubaner haben den
Jungen zum Symbol erhoben und sich auf
Kompromisslosigkeit festgelegt. Das Problem: Eine
Lösung, bei der die Verlierer-Seite ihr Gesicht
wahrt, scheint unmöglich. Als ob der Streit
nicht schon genügend Fronten hätte, werden
täglich weitere aufgebaut. Jesse Helms, der
altkonservative Senator aus North Carolina, will
dem außenpolitischen Ausschuss, dem er vorsitzt,
einen Gesetzentwurf präsentieren, der Elian
Gonzalez "aus übergeordnetem nationalem
Interesse" per Eilverfügung die
US-Staatsbürgerschaft verleihen würde. Tut
Helms, was er androht, wäre der Fall Gonzalez
zum Spielball aller vier Gewalten geworden.
Die Justiz streitet sich, ob Landes- oder
Bundesgerichte zuständig sind. Reno und die
Einwanderungsbehörde wollen Elian seinem
leiblichen Vater und damit dem Castro-Regime
zurückgeben. Reno hat die ursprüngliche Frist
verlängert, um dem Großonkel die Chance zu
geben, die Entscheidung vor Bundesgerichten
anzufechten. Zuvor war Elians zweiter Antrag auf
politisches Asyl abgelehnt worden. Schließlich
droht ihm bei einer Rückkehr nach Kuba keine
Verfolgung, sondern fortgesetzte Heldenverehrung.
Der Krieg um Elians Zukunft fällt in eine Phase,
da eigentlich Entspannung angesagt war. Jetzt
tobt die See zwischen Festland und Insel wieder -
Eiszeit statt Entspannung durch die Hintertür.
Gießener Anzeiger - Politik
17.01.00 |
«Bringt
Elian zurück!»
Massenproteste in Kuba - US-Senatoren wollen den
Jungen einbürgern
AP Havanna/Miami - Das Schicksal des kubanischen
Flüchtlingsjungen Elian Gonzalez hält
Amerikaner und Kubaner weiter im Bann. In Havanna
haben am Wochenende Hunfür die Rückkehr des
Jungen aus den USA demonstriert. Zu einer
organisierten Versammlung erschienen am Samstag
150 000 Menschen. «Wie lange müssen wir noch
warten», rief der Schauspieler Julio Casanova in
die Menge.
Er bezeichnete die Verwandten des Jungen in Miami
als «die Folterknechte seiner Unschuld». Etwa
100 000 Frauen zogen am Freitag mit kubanischen
Flaggen zur US-Vertretung und riefen «Bringt
unseren Jungen zurück!»
Elián war im November mit seiner Mutter und
seinem Stiefvater in einem Boot von Kuba in die
USA geflohen. Die Mutter und der Stiefvater
ertranken; er selbst konnte gerettet werden.
Seither lebt er bei seinen Verwandten in Florida,
die ihn behalten wollen.
Am Samstag traf sich die Menge an der Stelle, an
der der kubanische Präsident Fidel Castro vor
fast vier Jahrzehnten den Sozialismus ausrief.
Auch der internationale Folksänger Silvio
Rodriguez beteiligte sich an der Kundgebung, die
vom staatlichen Fernsehen live übertragen wurde.
Die ursprünglich von den US-Behörden gesetzte
Frist für die Rückführung des Jungen war am
Freitag abgelaufen. Justizministerin Janet Reno
hatte sie jedoch auf unbestimmte Zeit
verlängert, um den in Miami lebenden
Angehörigen die Möglichkeit zu geben, sich vor
einem Bundesgericht für ein Bleiberecht des
Kindes einzusetzen.
Unterdessen berichtete die Washington Post, dass
republikanische Politiker Elian einbürgern und
so seine Rückkehr nach Kuba verhindern wollen.
Der republikanische Senator des Bundesstaates
Florida, Connie Mack, sagte, mit einer
Einbürgerung Eliáns könnte das juristische
Hickhack beendet werden. Damit wäre es auch
möglich, die Interessen des Jungen wieder in den
Vordergrund zu stellen. Bisher ist sehr selten
von der Möglichkeit Gebrauch gemacht worden,
Ausländer über den Kongress einzubürgern. So
wurde unter anderem Mutter Teresa und dem
früheren britischen Premierminister Winston
Churchill wegen ihrer Verdienste die
US-Staatsbürgerschaft zuerkannt. Gleichzeitig
meldete allerdings der TV-Sender CNN, dass
Einigung zwischen Kuba und den USA erzielt worden
sei. Danach würden die beiden Großmütter des
Jungen in die USA reisen und Elián abholen. Die
Einwanderungsbehörde dementierte den Bericht. |
Der Fall
Elián erinnert Fidel Castro an seinen eigenen
Sohn
Kubas Staatschef kämpfte selbst um das
Sorgerecht für seinen Sprössling - Ist das der
Hintergrund für die Staatsaffäre?
Von Hero Buss
San José - Wieder gingen am Wochenende in Kubas
Hauptstadt Havanna 150 000 Menschen auf die
Straße, um die Rückkehr des kleinen Elián in
seine Heimat zu fordern. Ist ein altes Trauma
Fidel Castros die Ursache dafür, dass der
Präsident seit Wochen die
Kubaner für die Rückkehr des sechsjährigen
Elián González demonstrieren lässt, dass der
Streit um das Sorgerecht für einen kleinen
Kubaner zu einer Staatsaffäre eskaliert ist? Vor
47 Jahren trug Castro selbst einen Streit um das
Sorgerecht für seinen Sohn aus.
Castro war damals 28 Jahre alt und saß im
Gefängnis. Die erste gewaltsame Aktion einer von
ihm geführten Revolutionsbewegung, der Angriff
auf eine Kaserne des Diktators Fulgencio Batista,
war gescheitert und der junge Comandante zu einer
mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. 1954,
als er ein Jahr verbüßt hatte, bekam er Post
von Mirta Diaz-Balart, mit der er seit sechs
Jahren verheiratet war. Das Paar hatte einen
Sohn, damals fünf Jahre alt. Sie werde sich
scheiden lassen, schrieb Ehefrau Mirta, nach New
York umziehen und ihren Sohn mitnehmen.
Castro tobte, wie jetzt die lateinamerikanische
Wochenzeitung "Tiempos del Mundo"
berichtet. Er vermutete einen
"Komplott" seiner Schwiegereltern,
einer der reichsten Familien Kubas. Er werde nur
dann in eine Scheidung einwilligen, wenn der
kleine Fidelito in Havanna bleibe. Um seinen Sohn
werde er kämpfen, selbst zu dem Preis,
"dass die Erde zerstört wird".
Die Richter entschieden zu Gunsten der Mutter.
1955 kam Castro durch einen Gnadenerlass Batistas
frei und ging nach Mexiko, wo sich seine Truppe
für den Kampf auf Kuba vorbereitete. Seiner Frau
schrieb er, dass er möglicherweise dabei sterben
werde. Er habe nur den einen Wunsch, vorher noch
einmal seinen Sohn zu sehen, dann werde er ihn
zurückschicken.
Aber Castro hielt nicht Wort und überließ den
Jungen - damals sechs Jahre alt wie heute Elián
González - einem mexikanischen Ehepaar. Seine
Ex-Frau sei unfähig zu einer von ihrer
"Oligarchenfamilie" unbeeinflussten
Erziehung ohne "verabscheuungswürdige
Ideen",
gegen die er kämpfe. In einem Brief schrieb er:
"Diejenigen sollen sich um ihn kümmern, die
die beste Erziehung garantieren."
Ähnlich argumentiert heute die Familie von
Eliáns Großonkel in Miami. Wenn der Junge,
dessen Mutter und Stiefvater beim Fluchtversuch
ertranken, dem Vater auf Kuba übergeben werde,
verlöre er eine "Erziehung in
Freiheit". Man liefere ihn einem System aus,
wo Schulkindern eingetrichtert werde, ihre Eltern
anzuzeigen, wenn sie sich als
Konterrevolutionäre verdächtig machten.
Castros Rechnung ging damals zunächst nicht auf.
Familie Diaz-Balart engagierte drei
Privatagenten, die Fidelito in Mexiko entführten
und nach New York zur Mutter brachten. Nach dem
Sieg der Revolution gab sie dem Drängen des
Ex-Ehemanns, nunmehr Herr auf Kuba, nach.
Fidelito kam nach Havanna und wuchs mit den
Halbgeschwistern aus Castros zweiter Ehe auf. Er
studierte in der Sowjetunion Physik und wurde
Chef des (gescheiterten) kubanischen Programms
zur friedlichen Nutzung der Kernenergie.. Zu den
prominentesten Persönlichkeiten in den USA, die
sich heute für ein
Verbleiben von Elián González einsetzen,
gehört der Kongressabgeordnete Lincoln
Diaz-Balart. Er ist Neffe von Mirta Diaz-Balart,
geschiedene Castro.
US-Präsident Bill Clinton hat indessen
schärfere Sanktionen gegen Kuba im Rahmen des
Helms-Burton-Gesetzes erneut blockiert. |
Sie
flüsterte: "Mein Junge, mein Junge" -
Elian und der Tod seiner Mutter im Meer
Von ALEXA VON BREVERN
New York - Seit Wochen setzen Politiker in den
USA und in Kuba das Flüchtlingskind Elian (6)
als Spielball für ihre Interessen ein. Das Leid,
das der kleine Junge ertragen musste, ist dabei
beinahe in Vergessenheit geraten. Doch jetzt
berichtete erstmals einer der drei Überlebenden,
die mit ihm auf dem Flüchtlingsboot waren, wie
der Kleine die letzten Stunden mit seiner Mutter
erlebte und ansehen musste, wie sie immer
schwächer wurde und schließlich starb.
Nur einige der 25 Flüchtlinge konnten sich wie
Elian und seine Mutter Elizabet Rodriguez nachts
auf den im Wasser schwimmenden und
zusammengebundenen Schläuchen aus Autoreifen
festklammern, nachdem ihr Boot gekentert war.
Darunter auch der Kubaner Nivaldo Ferran.
"Tagelang trieben wir Schiffbrüchigen so im
Wasser",
schilderte er jetzt das Drama in der New Yorker
"Daily News".
"Während wir anderen um unser eigenes Leben
kämpften, wollte Elizabet nur das Leben ihres
Sohnes retten . . . Solang sie konnte, hat sie
ihren Jungen nicht aus den Augen gelassen. Immer
wieder flüsterte sie +Mein Junge, mein
Junge`", sagte Ferran. Die beiden hätten
ein ungewöhnliches inniges Verhältnis gehabt.
Elian war Elizabet Rodriguez' einziges Kind - vor
seiner Geburt hatte seine Mutter sieben
Fehlgeburten erlitten.
Ferran weiter: "Nach einigen Stunden im
Wasser fing Elian an zu zittern. Sie fragte ihn:
+Frierst du?` Und er sagte: +Ja Mama, mir ist
sehr kalt.`" Daraufhin habe sie ihren Mantel
ausgezogen und über ihn gelegt. "Sie hat
ihm auch ihr letztes Wasser gegeben, das sie noch
bei sich trug."
Irgendwann nachts, als Elizabet Rodriguez schon
sehr schwach gewesen sein muss, lösten sich die
Autoreifen voneinander, und Mutter und Sohn
wurden auseinander getrieben. Die Kubanerin war
zu diesem Zeitpunkt schon fast tot, konnte nicht
mehr zu ihrem Kind rudern. Wenig später rutschte
sie von ihrem Reifen und ertrank. Elian konnte
dies glücklicherweise in der Dunkelheit nicht
sehen. "Elian und ich sind dann noch einige
Zeit nahe beieinander geschwommen", erzählt
Ferran. "Er war sehr still, hat nie geweint.
Doch ich glaube, dass er wusste, was geschehen
war." Im Laufe der Nacht seien auch die
beiden getrennt worden.
Am 25. November entdeckten Fischer vor der Küste
Floridas zuerst Ferran und die Kubanerin Arianne
Horta-Alfonso. Elian wurde einige Stunden später
auf seinem Autoreifen gefunden - hinter ihm trieb
die Leiche einer 60-jährigen Frau an einer
Schnur. Ob er ihren Tod miterlebt hat, weiß man
nicht.
Unterdessen werden immer mehr Details bekannt,
die darauf hinweisen, dass Elian tatsächlich ein
inniges Verhältnis zu seinem Vater Juan Miguel
Gonzalez in Kuba hat. In den USA nahm man bisher
an, dass der Kubaner auf Grund politischer
Erpressung seinen Sohn zurückfordere. Angeblich
aber hatte Elian Ärzten kurz nach seiner Rettung
die Telefonnummer und Adresse seines Vaters in
Kuba gegeben. Vier Tage die Woche soll er dort
nach der Scheidung seiner Eltern verbracht haben,
obwohl der Mutter das Sorgerecht vorbehalten war.
Im Haus des Vaters sollen sich viele persönliche
Gegenstände des Sohnes befinden.
Der Vater kritisierte die Einmischung
amerikanischer Politiker in den Streit um die
Zukunft seines Sohnes scharf. Im US-Sender ABC
sprach er von "Kindesmisshandlung". Er
könnte "all diesen Schweinehunden das
Genick brechen, angefangen mit den Politikern in
Miami und denen, die sich nicht wie ordentliche
Verwandte benehmen", sagte er. Er selbst
wolle aber nicht in die USA reisen, um Elian
abzuholen. (SAD) |
Leserbrief:
mailto:[email protected]
US-Gericht blockiert Rückkehr Elians
Miami/Havanna · Der sechsjährige Elian bleibt
nach dem Tod seiner Mutter während der Flucht
aus Kuba vorerst weiter in den USA. Eine
Richterin in Florida entschied am Montag, die von
der US-Regierung angeordnete Rückkehr des
Sechsjährigen bis März auszusetzen. Der
Beschluss löste in Havanna heftige Proteste aus.
Elians Vater Juan Miguel Gonzalez verlangt mit
Unterstützung der kubanischen Regierung die
Rückkehr des Buben in seine Heimat. Verwandte in
den USA versuchen hingegen, dies zu verhindern.
Nach der einstweiligen Verfügung der
Familienrichterin Rosa Rodriguez können die
Verwandten in Florida nun vor Gericht eine
Vormundschaft erreichen. Eine entsprechende
Anhörung wurde für den 6. März angesetzt. Auch
der in Kuba lebende Vater muss vor Gericht
erscheinen. Tue er dies nicht, könne dies zu
einer Entscheidung führen, die gegen seine
Interessen sei, erklärte die Richterin.
Der Großonkel des Buben, Lazaro Gonzalez, sprach
von einem Sieg für Elian. Die
US-Einwanderungsbehörde hatte in der vergangenen
Woche die Rückkehr Elians zu seinem Vater nach
Kuba bis Freitag dieser Woche angeordnet. Die
Entscheidung war von Präsident Bill Clinton und
Justizministerin Janet Reno unterstützt worden,
während konservative Republikaner versuchten,
mit dem Verfahrenstrick einer Anhörung vor einem
Kongressausschuss eine Rückkehr hinaus zu
zögern.
Die kubanische Regierung verurteilte die
Entscheidung. Tausende Kubaner demonstrierten vor
der amerikanischen Interessensvertretung in
Havanna. Der Führer der
kubanischen Stu dentenvereinigung, Hassan Perez,
bezeichnete das Urteil als ungesetzlich und
willkürlich. Die "Mafia" der
Exilkubaner in Miami würde alle Mittel
einsetzen, um die Rückkehr des Jungen zu
verhindern.
Die rechtlichen Auswirkungen der Entscheidung der
Richterin sind aber noch unklar. Die
Einwanderungsbehörde lehnte eine Stellungnahme
zunächst ab. Der Rechtswissenschaftler Bernard
Perlmutter erklärte, das Urteil sei zwar
"politisch populär", rechtlich aber
falsch. Die Behörde könne das Urteil ignorieren
und den Buben nach Kuba zurückschicken. |
Land der
Gesetzlosen
US-Richterin verbietet Elian die Rückkehr nach
Kuba
Es ist wie im Kino, wie in einem jener
unzähligen US- Gerichtsfilme, in denen das Recht
verhandelt wird, als wäre der Gerichtssaal ein
Basar. Eine Richterin in Florida hat am Montag
entschieden, die von der US-Regierung angeordnete
Rückkehr des sechsjährigen Elian Gonzales zu
seinem Vater nach Kuba bis zum März auszusetzen.
Das Kind war von seiner Mutter auf ihrer Flucht
in die USA, bei der sie ertrank, mitgenommen
worden. Elians Vater kämpft seitdem um die
Heimkehr des Jungen und weiß dabei die Masse
seiner Landsleute hinter sich.
Die Verwandten mütterlicherseits bestehen auf
Elians Verbleib in den USA. US-Präsident Clinton
und Justizministerin Reno wollten offenkundig
nicht in den Verdacht der Kindesentführung
geraten und unterstützten die Entscheidung der
Einwanderungsbehörde auf Rückkehr.
Clintons Vize Al Gore hingegen stellte die
Sachkenntnis der Behörde in Frage und plädierte
für eine gerichtliche Lösung. Denn schließlich
sei die Mutter bei dem Versuch gestorben, ihrem
Kind Freiheit zu geben.
Um der lieben Freiheit willen darf eine Mutter
das Leben ihres Kindes dem denkbar höchsten
Risiko aussetzen. Um der lieben Freiheit willen
läßt man einen Sechsjährigen nicht zu seinem
Vater zurückkehren, sondern nötigt ihn, in
einem Land aufzuwachsen, in dem Doktor
spielende Kinder als Sexualverbrecher gerichtlich
belangt werden. Um der lieben Freiheit und ihres
Schutzes willen werden Migranten wie die Hasen
gejagt und abgeschoben, darunter Halbwüchsige -
ohne Rücksicht auf die Verhältnisse, in die sie
zurückkehren müssen. Es ist nicht bekannt, daß
Mister Gore auch nur einen einzigen dieser Fälle
zum Thema gemacht und die Sachkenntnis der
Einwanderungsbehörde in Frage gestellt hätte.
Kein US-Richter und auch keine -Richterin hat
sich jemals Gedanken darüber gemacht, daß diese
Kinder bei ihrer Rückkehr »körperliche und
seelische Schäden« erleiden würden, wie die
Richterin in Florida ihre Entscheidung
begründete. Ihrer und Al Gores Sachkenntnis
entzieht sich, daß in Kuba ein hochentwickeltes
Gesundheits- und Bildungswesen existiert. Von
anerkannter Sachkenntnis zeugt allein das
Festhalten an dem Dogma, das die Freiheit liebt,
der Kuba den Rücken kehrt.
Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten und
Justizpossen kann die exilkubanische Mafia
internationales Recht vor Gericht verklagen. Weil
in der freien Marktwirtschaft auch das Glück
eines Kindes verhandelbar ist. Das nährt den
Verdacht, daß das komplizierte amerikanische
Rechtswesen nur dazu da ist, die archaische
Gesetzlosigkeit dieser Gesellschaft zu
verschleiern.
Werner Pirker |
Zynismus
pur: made in USA
Thomas
http://www.welt.de/daten/2000/01/12/0112au146658.htx
Neue Wende im Streit um Elián
Gericht billigt Verwandten in den USA einstweilen
Sorgerecht für sechsjährigen Kubaner zu
Miami/Havanna - Im Streit um den kubanischen
Flüchtlingsjungen Elián González haben seine
Verwandten in den USA einen juristischen
Teilerfolg erzielt. In einer einstweiligen
Verfügung entschied eine Familienrichterin am
Montag, dass der Sechsjährige bis zu einer
endgültigen Entscheidung über das Sorgerecht
bei seinen Verwandten in Miami bleiben muss. Sie
gab damit einem Antrag von Eliáns Großonkel
Lázaro González statt, der Elián behalten
will.
Der leibliche Vater, der in Kuba lebt, will
seinen Sohn dagegen zurückhaben. Die
US-Richterin begründete ihre Entscheidung damit,
dass dem Jungen bei einer Rückkehr
"körperliche und seelische Schäden"
drohten. Eine Anhörung im Hauptsacheverfahren
wurde für den 6. März angesetzt.
Die US-Einwanderungsbehörde INS wollte die
Gerichtsentscheidung zunächst nicht
kommentieren. Insbesondere verweigerte ein
Sprecher eine Aussage dazu, ob die INS noch an
der bis spätestens Freitag verfügten Rückkehr
Eliáns nach Kuba festhält. Der von Eliáns
exilkubanischen Verwandten beauftragte Anwalt
Spencer Eig begrüßte die Entscheidung. Die
Mutter des Jungen und sein Stiefvater waren am
25. November bei einem Fluchtversuch in die USA
mit einem seeuntüchtigen Boot ertrunken. Das
Kind wurde vor laufenden Fernsehkameras gerettet
und zu seinen Verwandten gebracht, die wie viele
Exilkubaner in Miami leben. Seitdem hat sich die
Affäre um den Jungen zu einem Politikum
entwickelt.
Die INS hatte ihre Rückkehrentscheidung damit
begründet, dass ausschließlich Eliáns Vater
das Sorgerecht habe. Ein Ausschuss des
US-Repräsentantenhauses versucht jedoch, die
baldige Rückkehr des Kindes nach Kuba durch
einen Verfahrenstrick zu verhindern. Der von
konservativen Republikanern dominierte Ausschuss
lud den Sechsjährigen vor wenigen Tagen für den
10. Februar zu einer Anhörung. Mehrere
republikanische Präsidentschaftsbewerber
sprachen sich bereits gegen die Rückreise
Eliáns aus. US-Präsident Bill Clinton und
Justizministerin Janet Reno stellten sich dagegen
hinter die Entscheidung der
Einwanderungsbehörde.
Der New Yorker Abgeordnete Charles Rangel sagte
in einem Fernsehinterview, er rechne mit einem
Sieg des Gesetzes: "Der Junge wird zu seinem
Vater zurückgebracht." US-Vizepräsident Al
Gore stellte am Montag infrage, ob die
Einwanderungsbehörde über ausreichende
Sachkenntnisse verfüge, um den Fall zu
entscheiden. "Ich würde gerne sehen, dass
der Disput von unseren Gerichten gelöst wird,
die entscheiden können, was das Beste für
dieses Kind ist", sagte Gore dem
Fernsehsender NBC.
Die rechtlichen Auswirkungen der Entscheidung der
Richterin sind noch unklar. Der
Rechtswissenschaftler Bernard Perlmutter
erklärte, das Urteil sei zwar "politisch
populär", rechtlich aber falsch. Die
Behörde könne das Urteil ignorieren und den
Jungen nach Kuba zurückschicken.
Auf einer Kundgebung vor der Vertretung der USA
in Havanna prangerte der Studentenführer Hassan
Pérez die Versuche der exilkubanischen Gemeinde
an, "zusammen mit der Mafia und den
Ultrarechten" die Rückkehr Eliáns in seine
Heimat zu verhindern.
In den vergangenen Wochen waren in Kuba
Hunderttausende für die Rückkehr des Jungen auf
die Straßen gegangen. Staats- und Parteichef
Fidel Castro hatte gesagt, er werde für Eliáns
Rückkehr "Himmel und Hölle" in
Bewegung setzen. AFP/AP |
Elian im
wundersamen Land
In den USA und in Cuba kämpfen Ideologen um ein
Flüchtlingskind, dessen Wohl keine
Rolle spielt
Von Klaus Brill
Der sechsjährige Elian Gonzales aus der
cubanischen Stadt Cardenas hat viel durchgemacht
in den vergangenen Wochen. Ende November brachte
ihn seine Mutter auf ein Boot, um mit ihm in die
USA zu fliehen. Das Schiff kenterte auf dem Meer,
Elians Mutter und neun weitere Menschen
ertranken, der Junge trieb zwei
Tage mit einem Rettungsreif auf dem Meer, ehe ihn
Fischer vor Fort Lauderdale in Florida am 25.
November aus dem Wasser holten. Seither ist er in
der Obhut eines Großonkels und einer Großtante
in Miami, und es ist nicht anzunehmen, dass er
schon begreift, was nun mit ihm geschieht. Elian
Gonzales ist zum Spielball der USA geworden.
Dabei kann es in dieser Angelegenheit nur einen
einzigen Maßstab dafür geben, was mit dem
Jungen geschehen soll: sein eigenes Wohlergehen.
Kinder haben glücklicherweise
noch keinen Bedarf an Ideologie und verstehen
nichts von Kommunismus und Kapitalismus. Ihr
elementares Interesse ist es, in vertrauter
Umgebung unter dem Schutz der Eltern
heranzuwachsen. Auf der ganzen Welt gilt die
Regel, dass Vater und Mutter die ersten sind,
denen die Fürsorge zukommt.
In diesem Sinne hat die Einwanderungsbehörde der
USA vor knapp einer Woche zu Recht entschieden,
der Junge solle bis kommenden Freitag zu seinem
Vater Juan Miguel Gonzalez nach Cuba
zurückgebracht werden. Abgesandte der Behörde
hatten diesen in Cardenas besucht und den
Eindruck gewonnen, dass er intensiven Kontakt zu
seinem Sohn hatte, wiewohl er seit geraumer Zeit
von dessen Mutter geschieden war.
Indes hat nun am Montag eine Familienrichterin in
Miami das vorläufige Sorgerecht dem Großonkel
und der Großtante in den USA übertragen und
für den 6. März ein Hearing angesetzt, zu
dem auch der Vater eingeladen werden soll.
Demnach kehrt der Junge also erst einmal doch
nicht nach Cuba zurück, der Ausgang des Falles
ist weiter offen, und die Ideologen haben freie
Bahn.
Die Poster und T-Shirts mit dem Bild des Jungen,
die Demonstrationen seiner Schulkameraden, die
Massenkundgebungen in Cardenas und Havanna, das
Abendessen Castros mit dem Vater sowie die
Tiraden des Maximo Lider gegen das
"grausame, absurde, kriminelle und
heuchlerische" Zurückhalten des Jungen in
den USA - sind die Demonstrationsinhalte.
Auf der anderen Seite sind die organisierten
Exil-Kubaner in Miami von einer rationalen
Betrachtung des Falles nicht weniger weit
entfernt. Am Beispiel des Elian Gonzales wollen
sie offenbar wieder einmal die Überlegenheit des
freien Amerika über das geknechtete Cuba
demonstrieren. Ein ostentativer Besuch des Jungen
in Disneyland und ein Fernsehinterview, in dem er
sagte, er wolle in den USA bleiben, wecken den
Verdacht, dass seine neuen Betreuer ihn politisch
instrumentalisieren. Erst recht sind in diesem
Sinne die Äußerungen einiger republikanischer
Politiker zu werten, die den Jungen besucht
haben. Nun ja, es ist Wahlkampf in den USA, und
da kommt die Pose des entschlossenen Kämpfers
bei einer gewissen Klientel gut an. Auch die
Präsidentschaftskandidaten fühlen sich also zu
Äußerungen herausgefordert.
Dabei ist jeder Widerstand gegen die Übergabe
des Jungen an seinen Vater nur dem Regime des
Fidel Castro von Nutzen. Er festigt seinen
Rückhalt im Volk. Kehrt der Junge am Ende
zurück, wird Castro dies als seinen triumphalen
Sieg feiern lassen. Und bleibt Elian Gonzales in
den USA, so wird man noch monatelang die Attacken
gegen ein unmenschliches System hören, das aus
ideologischer Verbohrheit nicht einmal die
natürlichen Rechte eines Vaters achte. Für die
Hardliner in Miami gäbe es nur eine Chance auf
Erfolg: Wenn der Vater in die USA käme und
gleich zusammen mit dem Jungen dabliebe. Und
genau darauf scheint manch einer in den USA auch
zu spekulieren. |
Kompetenzenstreit
um kubanisches Flüchtlingskind
- Massenprotest in Havanna für die Rückkehr
Eliáns aus den USA
Im Streit um die Rückkehr des kubanischen
Flüchtlingsjungen Elián Gonzalez aus den USA
sind die Zuständigkeiten nicht geklärt. Die
US-Einwanderungs- und Einbürgerungsbehörde sei
nun mit dem Fall befasst, sagte der Sprecher des
Weißen Hauses, Joe Lockhart, am Dienstag in
Washington. Bislang hatten die US-Behörden
allein das Familiengericht für zuständig
erklärt. Unterdessen forderten in Havanna den
dritten Tag in Folge zehntausende Demonstranten
die USA auf, den Sechsjährigen in seine Heimat
zurückzuschicken.
Elián war Ende November mit seiner Mutter auf
einem Boot nach Florida geflohen. Während die
Mutter ertrank, konnte der Junge gerettet werden
und wurde Verwandten in Miami übergeben.
Unterstütz von Staatschef Fidel Castro fordert
der Vater des Kindes die Rückkehr Eliáns in
dessen Heimat.
Auch wenn es sich um einen einzigartigen Fall
handele, sei die Einwanderungsbehörde durchaus
in der Lage, sich darum zu kümmern, sagte
Lockhart. Er schloss jedoch nicht aus, dass die
Frage letztlich von einem Gericht entschieden
wird.
Dem Sprecher zufolge fordern die Anwälte der
Angehörigen des Jungen in Miami, die
Angelegenheit innerhalb der Familie regeln zu
können. Lockhart wies erneut das
72-Stunden-Ultimatum Castros für die Rückkehr
des Kindes nach Kuba zurück, das inzwischen
abgelaufen ist.
Der Streit um Elián Gonzalez belastet die
ohnehin gespannten Beziehungen zwischen den USA
und Kuba zusätzlich. Der kubanische
Parlamentspräsident
Ricardo Alarcon machte die Rückgabe des Jungen
bereits zur Bedingung für die für Montag
geplanten Verhandlungen über das
Immigrationsabkommen zwischen den beiden Staaten.
Am Mittwoch bat Alarcon die portugiesischen
Abgeordneten in einem Brief um Unterstützung im
Fall Elián.
"Freiheit für Elián!", riefen die
überwiegend jungen Demonstranten vor der
US-Interessenvertretung in der kubanischen
Hauptstadt. Nach Angaben der Organisatoren nahmen
an der Protestveranstaltung etwa 100.000 Menschen
teil, mehr als in den Tagen zuvor. Alle Radio-
und Fernsehstationen der Insel übertrugen die
Demonstration live in ihren Programmen. Für
Mittwoch kündigten Studentenführer weitere
Protestaktionen an. |
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http---www.elian.cu |
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